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Konzertvorschau: Zappa spielt Zappa

Als Frank Zappa 1993 starb, hinterließ er ein riesiges Werk, viele Fans und den Zappa Family Trust, der das Erbe des genialen Stilisten verwaltet.

Leider hat sich auch etwas von dem Kontrollwahn konserviert, mit dem Zappa als sein eigener Unternehmer zeitlebens auftrat. Zumindest wird die Familie nicht müde, den großen Frank vor allem als Avantgarde-Komponisten durchsetzen zu wollen, was sich insbesondere in Europa erübrigt, wo Zappas Orchesterwerke etabliert sind und er längst nicht mehr als der Bürgerschreck gilt, der mit versauten Texten Teenager verstörte. Vom Bemühen der Rehabilitation zeugt auch, dass der Family Trust den ältesten Zappa-Sohn Dweezil aussendet, um dem Anspruch auf originalgetreue Überlieferung des Zappa-Œuvres Beweiskraft zu geben. Niemand, so die These, könne Zappas Musik so gut spielen wie ein Zappa. Dabei ist „Zappa plays Zappa“ und die Showtruppe aus versierten College-Musikern, die Dweezil um sich geschart hat, nur eine andere Art von Coverband – durch Gene mit dem Material verschweißt. Schon als 15-Jähriger kletterte Dweezil zu seinem Vater auf die Bühne, um ein erstes öffentliches Solo zu spielen. Da kündigte sich schon die technische Brillanz an, die sein Gegniedel bis heute zwischen Heavy-Metal-Stunts und Softrock- Minimalismen ansiedelt. Er könnte alles spielen, wenn es nur gehörig schnell ist.

Nun sind es eben im gut besuchten Huxley’s Neue Welt die vertrackten Stücke des Vaters. Dazu passt, dass Dweezil sich auf die Schaffensphase konzentriert, die er als Kind bewusst miterlebt hat: überkomplexe Songs wie „Inca Roads“, „Cosmic Debris“, „Bamboozled By Love“ oder „Black Napkin“, die sich an der Nahtstelle von Rock und Neuer Musik bewegen, werden einwandfrei gespielt. Aber ganz vertreiben können sie das Unbehagen nicht, Zeuge einer fehl geleiteten Ambition zu sein. Nicht nur, dass der Nachlassverwalter ein eigenartig humorloses Verhältnis zu jener Musik pflegt, die ihrem Schöpfer ständig ein sardonisches Grinsen abverlangte, weil er der einzige im Raum war, der wusste, was als nächstes passieren würde. Auch Dweezil lächelt, aber eher verlegen. Wer braucht heute noch einen Rockmusiker, der seine Mitstreiter „dirigiert“? Zudem ist zu wenig von dem lodernden Irrsinn spürbar, wenn die Solisten einander abwechseln wie in einer Jazzformation – jeder darf mal ran? Nur einmal, als die Band plötzlich zappaferne, afrikanische Tribe-Beats aufgreift, liegt wieder die Ungewissheit in der Luft, die Zappas Musik zum Abenteuer machte.

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