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Musik-Rezension: The Coup - Pick a bigger weapon

Eine Frau mit Baseballschläger, ein Mann mit Nicht-gut-Kirschen-essen- Miene, ein verwüstetes Büro: Auf dem neuen Album von "The Coup" scheint die Revolution ordentlich zu wüten. Doch der erste Eindruck täuscht: Boots Riley und DJ Pam the Funkstress wählen für ihr Ziel weitaus wirkungsvollere Waffen.

Ein politischer Provokateur war Boots Riley schon immer. In die Schlagzeilen gerieten „The Coup” aber erst 2001 mit ihrem vierten Album „Party Music”. Das Cover zeigt, wie Riley das World Trade Center in die Luft jagt: im Jahr der Anschläge eine selbst für Polit-Rapper grenzwertige Provokation. Nicht viel besser wurde die Sache dadurch, dass Riley das Motiv schon drei Monate vor 9/11 ausgewählt hatte und eigentlich nur gegen den Kapitalismus protestieren wollte. Die Plattenfirma zog das Cover umgehend zurück.

Mittel- statt Zeigefinger

Fünf Jahre später haben „The Coup” ein neues Album am Start. „Pick a bigger weapon” ist systemkritisch wie eh und je und musikalisch noch einen Tick besser als die Vorgänger-Alben. DJ Pam the Funkstress mixt P-Funk mit fetten Beats, Riley reimt darüber mit dem ihm eigenen subversiven Humor: „I'm here to laugh, love, fuck and drink liquor / And help the damn revolution come quicker”. Ohne erhobenen Zeigefinger rappt der Mann aus Oakland über Armut, Arbeitslosigkeit und Kriegstreiberei. George W. Bush schickt er mit Saddam Hussein ins Bett, empfiehlt „ass-breath killer”-Pillen gegen Arschkriecherei oder reimt über das Leben als Drogendealer: "When I'm running from the police / I don't have to rush / I'm so dope, I just jump / in the toilet and flush."

Dass „Pick a bigger weapon” ein sehr abwechslungsreiches Album ist, liegt nicht zuletzt an der musikalischen Einflussnahme von Musikern wie Jello Biafra (Dead Kennedys), Tom Morello (Audioslave), Black Thought (The Roots) und Talib Kweli. Partytaugliche Songs wechseln sich ab mit souligen Nummern und härterem Funk. Rileys Stimme erinnert bisweilen stark an die von Outkast-Rapper Andre. Manch einem Hörer mag das Album eine Spur zu heterogen sein - witzig ist es allemal. Auf dass wir alle noch frisch sind, wenn die Revolution kommt.

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