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Shaolin Afronauts: Mysteriöse Band mit dem Mördergroove.

© Freestyle Records

Neu auf Vinyl: The Shaolin Afronauts – Flight of the Ancients

Das Afro-Revival hat seinen Zenit noch längst nicht überschritten. Das beweisen die 2008 gegründetem Shaolin Afronauts mit ihrer neuen Platte „Flight of the Ancients“ auf beeindruckende Art und Weise.

Musikliebhaber mit ungebrochenem Hang zu Fusion Jazz hatten es in den vergangenen 30 Jahren im gehobenen Popdiskurs nicht gerade einfach. Das Genie mit seinen aus flüchtiger Hand hervorgebrachten Songideen galt allerorten als Ideal, Gitarrensolos waren verpönt und überhaupt ging jede Art von Virtuosentum überhaupt nicht.

Erst die letzten Jahre brachten eine gewisse Rückbesinnung auf Polyrhythmik und musikalisches Handwerk. Eine schier endlose Reihe entsprechender Sampler legt davon Zeugnis ab. Namen wie Fela Kuti, Mulatu Astatke, Sun Ra und Herbie Hancock haben auch im erweiterten Interessentenkreis wieder einen guten Ruf.

Genau in deren Tradition stehen die Shaolin Afronauts. Sie zelebrieren den Jazz Funk der 70er Jahre auf allerhöchstem Niveau. Dabei klingen sie nicht nur wie der Zeitmaschine entstiegen, man hört ihnen auch an, dass sie bei aller Retro-Orientierung eines gelernt haben: Der verfrickelste Groove nutzt wenig, wenn er nicht auch für die Tanzfläche geeignet ist. Und so lässt es die australische Band zu, dass bei aller Trickserei immer auch die Hüften in Bewegung gesetzt werden. Funky Gitarrenlicks, eine präzise, drei Mann starke Bläsergruppe und vor allem eine achtköpfige Rhythmusgruppe treiben die Musik ständig vorwärts und erzeugen eine Intensität, die so lange nicht mehr auf Platte gepresst wurde.

Doch nicht nur die Grooves überzeugen. Auch die Solos tragen einen entscheidenden Anteil zum Gelingen dieser Aufnahmen bei. Der Sound und die verwendeten Skalen erinnern in ihrer für europäische Ohren exotischen Tonalität an die quirlige Musikszene Äthiopiens der 60er und 70er Jahre. Gesangparts sucht man auf „Flight of the Ancients“ übrigens vergebens. Es gibt also nichts, was vom kompakten und mitreißenden Spiel der Band ablenken könnte. Diese Platte hat das Zeug dazu, jede Party dieses Jahres in ein Afrofest zu verwandeln.

Neben dem Album erscheint auch eine limitierte 12“ Vinyl Single.

Ebenfalls neu auf Vinyl:

Bemühungen den echten, unverfälschten Soul der 70er wieder zu beleben, gab es in letzter Zeit viele. Der US-Amerikaner Miles Bonny versucht sich nun an einer Modernisierung des Genres. Mit ein wenig mehr Keyboards und einigen Beats, die man so oder so ähnlich schon in den Acid-Jazz-Tagen der 90er gehört hat, bastelt Bonny auf „Lumberjack Soul“ an einem aktualisierten Soul-Sound. Mit warmer Stimme trägt er eigene und gecoverte Stücke geschmacksicher vor. Nur mag der Funke so recht nicht überspringen. Entweder hätte Bonny beim Klangbild beim gewohnten bleiben sollen oder in Zeiten von Dubstep und anderem auf die Beats der Gegenwart setzen sollen. So aber bleibt er leider auf halbem Weg stehen.

Martin Väterlein

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