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Starke Stimmen gegen Rechts

© Eventpress Mueller

Pop-Projekt gegen Nazis: Steinmeier trifft Boss Hoss: Tu was oder stirb

Die Weltlage ist nicht wirklich günstig für Außenminister und Kanzlerkandidat Steinmeier, doch er posiert locker lächelnd zwischen rohen Gesellen mit schwer tätowierten Armen und gefährlich langen, spitz zulaufenden Koteletten. Frank Jansen hört zu, wie Steinmeier Nazis aus dem Takt bringt.

Von Frank Jansen

Der Bundesaußenminister, Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat scheint den Termin am Dienstag in Berlin beim Bundesverband Musikindustrie zu genießen, als habe er sich kurz ins Auge des Orkans „Arcandor-Afghanistan-Europawahl-SPD-Desaster“ geflüchtet. Dabei ist der Anlass ernst, es geht um Nazigewalt und das Engagement dagegen, das Steinmeier nun zusammen mit der Cowboy-Kapelle The Boss Hoss, der Soulsängerin Oceana, dem Popprofessor Tim Renner und Dieter Gorny, dem Chef des Bundesverbands Musikindustrie, befördern will. Unter dem Motto „Nazis aus dem Takt bringen“.

Nein, selber singen wolle er nicht, sagt Steinmeier, und über seinen gemeinsamen Song von 2007 mit einem Rapper, der sich kurz darauf als Mensch mit problematischen Ansichten entpuppte, wird gar nicht erst gesprochen. Das ist erstaunlich, der Raum ist brechend voll, so viele Kamerateams, Fotografen und schreibende Journalisten kommen sonst nie zur Präsentation eines Projekts gegen Rechtsextremismus. Die meisten lauern indes auf ein Wort zur gerade bekannt gewordenen Arcandor-Pleite, doch Steinmeier wehrt ab – er könne erst „Auskunft geben,was das für Arbeitsplätze bedeutet, die möglicherweise vom Arbeitsmarkt verschwinden“, wenn er telefoniert habe.

Die Jungs von Boss Hoss und Oceana äußern sich sowieso nur lobend zum Projekt des von Steinmeier mitinitiierten Wettbewerbs für Nachwuchsbands, die mit einem Song den Nazis einheizen. Die Lieder der zehn besten Bands werden auf einer CD veröffentlicht, eine Jury wählt zudem drei Gewinner aus für ein Konzert mit Boss Hoss und anderen Größen. Das Projekt sei leider nötig, sagt Steinmeier, weil sich auch in diesem Jahr die rechtsextreme Gewalt „auf der Straße erneut zeigt“.

In derselben Tonlage reagiert er auf die Frage, ob der Titel des neuen Boss-Hoss-Albums, „Do or Die“, seiner gegenwärtigen Kandidatengemütslage entspreche: „Man sollte Boss Hoss nicht missbrauchen, um das Ergebnis der Europawahl zu kommentieren.“ Hoss Power, Sänger der Berliner Band, nickt. 

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