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Popkomm

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Popkomm: Die Deutschen können auch Musik

Ein deutliches Bekenntnis zu deutscher Musik, Unterstützung aus der Politik und Ausstellerrekord: Zur Eröffnung der Popkomm herrscht Hochstimmung in Berlin. Motto: Weg vom Stahlbauer-Image, hin zum Kreativstandort Deutschland. Ob dafür die richtigen Acts ausgesucht wurden, sei dahingestellt.

886 Firmen und Verbände aus 57 Ländern präsentieren sich drei Tage lang den 15.000 erwarteten Fachbesuchern. "Die Popkomm ist so international wie nie", sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) zu Beginn der Musikmesse, die zum vierten Mal in der Hauptstadt gastiert. Beim diesjährigen "Partnerland" setzt die Messe allerdings einen nationalen Akzent: Nach Frankreich, Spanien und Brasilien steht 2007 Deutschland selbst im Mittelpunkt. Beim Popkomm-Festival in den Clubs der Stadt stellt Deutschland rund ein Drittel der 450 Bands und Interpreten.

Schon die gelungene Eröffnungsparty am Vorabend hatte voll auf deutsche Musiker gesetzt: Mit Künstlern wie der Chansonsängerin Annett Louisan, der Schauspielerin Jasmin Tabatabai samt Band sowie den Berliner Lokalhelden Knorkator wurde die Vielfalt der Musikszene präsentiert. "Lange Zeit waren die Charts und Radiosendungen von englischsprachigen Titeln dominiert. Seit einiger Zeit stehen eine Reihe deutscher und deutschsprachiger Musiker und DJs ganz oben", sagte Neumann.

Neue Marktstrategien müssen her

Mit dem "Partnerland Deutschland" will sich die hiesige Branche den Ausstellern und Fachbesuchern aus der ganzen Welt auch als Musikexporteur empfehlen. Denn der Plattenmarkt im Inland schrumpft seit Jahren deutlich: Seit Ende der 90er Jahre hat die deutsche Plattenbranche mehr als 40 Prozent ihres Umsatzes verloren, sie lag 2006 noch bei rund 1,7 Milliarden Euro. Die Live-Musik-Branche hingegen legt zu: Seit 1995 gab es ein Plus von 18 Prozent, so dass am Ende des laufenden Jahres voraussichtlich 2,88 Milliarden Euro erreicht werden. Die Popkomm dient daher auch als Diskussionsplattform für Veränderungen und neue Marktstrategien.

Nicht zuletzt biete der Branchentreff auch Chancen für Künstler, sich einem internationalen Publikum zu präsentieren. "Man spielt hier vor Leuten der Branche, die so sonst nie zusammen sind", sagte der erfolgreiche Berliner DJ Paul van Dyk.

Die Kreativwirtschaft Deutschlands populärer machen

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hob in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des Kreativsektors hervor. "Jeder weiß, dass wir eine bedeutende Stahlindustrie haben, keiner weiß, dass die Kreativwirtschaft inzwischen fast zehn Mal so viele Menschen beschäftigt wie die Stahlindustrie." Mit Musik werde insgesamt - vom Plattenpressen über den Notenverkauf bis zum Live-Konzert - im Jahr ein Umsatz von rund 14 Milliarden Euro erzielt. Die Bundesregierung plane eine "Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft", um die Wettbewerbsfähigkeit dieses "neuen, modernen" Zweiges zu stärken.

Dazu passe auch die im vergangenen Jahr angeregte "Initiative Musik", die im Rahmen dieser Popkomm starten werde, sagte Neumann. Für "Nachwuchsförderung, Integration und Exportförderung" gebe der Bund zunächst eine Million Euro. Das Konzept soll an diesem Donnerstag im Detail vorgestellt werden. (mit dpa)

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