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Puhdys, Silly, Karat: Beim Ostrock Klassik treffen sich die Legenden

"Fast jeder kennt jeden Titel": Am Sonnabend treffen sich Bands und Fans zum Ostrock Klassik in der Wuhlheide. Erinnerungsschwelgen und Mitsingen ist angesagt, wenn die Puhdys, Silly und Karat auftreten.

Selbst der älteste Altrocker bekommt da eine Gänsehaut: Wenn hinter ihm die Geigen des Filmorchesters Babelsberg einsetzen und vor ihm 17 000 Menschen jedes Wort eines jahrzehntealten Liedes herausschreien, werden auch Peter Meyers Knie weich. Der 70-Jährige mit dem eigenwilligen Spitznamen „Eingehängt“ ist Saxophonist und Keyboarder bei der Ostrocklegende Puhdys. Wenn sich allerdings am Sonnabend mal wieder Bands und Fans zum Nostalgietreffen in der Wuhlheide versammeln, dann ist das für Meyer auch nach über 40 Jahren Bühnenerfahrung überwältigend. Bereits zum vierten Mal ist beim „Ostrock Klassik“ Erinnerungsschwelgen und Mitsingen angesagt.

„Fast jeder kennt jeden Titel“, bringt Peter Meyer das einfache Konzept der Zusammenkunft auf den Punkt. „Durch die Konzentriertheit der meisten großen Osthits an einem Abend herrscht von Anfang bis Ende Euphorie.“ Selbst eine Band wie die Puhdys, die von „Wenn ein Mensch lebt“ bis „Rockerrente“ heute allein über 300 Titel im Programm hätte, kann das nicht leisten. „Als einzelne Band haben wir eine Menge Hits“, sagt Meyer, „aber auch wir können bei unseren Konzerten nicht zwei Stunden lang nur bekannte Titel spielen.“ Deswegen stehen auch andere Bands, die DDR-Rockgeschichte geschrieben haben, mit auf der Bühne der Wuhlheide: Silly („Bataillon d’Amour“), City („Am Fenster“) und Karat („Über sieben Brücken musst du geh’n“) . „Es ist die beste Besetzung, die wir je hatten“, sagt Managerin Ina Nowakowski.

Die Puhdys sind von Beginn an in jedem Jahr dabei gewesen. Schließlich kam die Idee von ihnen, die Ostrocker von damals wieder gemeinsam auf die Bühne zu bringen. 17 000 Menschen kamen jeweils in den ersten beiden Jahren in die ausverkaufte Wuhlheide, im Vorjahr waren es immerhin noch 15 000. „Das peilen wir dieses Jahr wieder an“, sagt Nowakowski. Spätentschlossene können also durchaus ihr Glück an der Abendkasse versuchen. Für alle anderen zeichnet der MDR das Konzert auf, gesendet wird es am 2. Oktober, eine DVD soll danach in den Handel kommen – es ist bereits die zweite. Außerdem sind bereits zwei „Ostrock Klassik“-CDs erschienen.

Für den Gänsehautfaktor im Studio und auf der Bühne ist das Filmorchester Babelsberg zuständig, auch die Potsdamer Musiker sind von Beginn an dabei. Für sie war ein solches Cross-Over-Projekt nichts Neues, sie haben bereits CDs mit Rammstein und den Söhnen Mannheims produziert, arbeiteten mit Paul van Dyk und begleiteten Metallica auf Deutschland-Tour. „Den Sound kriegen wir auf der Bühne gar nicht so mit“, sagt Peter Meyer, „aber allein das Bild ist überwältigend.“

Ob Michael Hirte in dieses Bild passt, ist allerdings fraglich. Er ist neu im Ensemble der Ostrocker und – neben Rockhaus, Renft, Pankow, Dirk Michaelis, Tino Eisbrenner, Angelika Mann, Electra sowie Günther und Laura Fischer – vor allem dabei, weil die Paparocker der Puhdys das gern wollten. Sie haben sich schon früh als Fans des späteren Siegers der RTL-Castingshow „Das Supertalent“ geoutet und ihm eine gemeinsame Tour angeboten – obwohl der Mann mit der Mundharmonika eigentlich Liebling der Volksmusiksendungen ist und mit Rock so gar nichts zu tun hat. Im Januar des vergangenen Jahres spielte er beim Jubiläumskonzert zum 40-jährigen Bestehen der Puhdys in der O2-World. Er solle ein, zwei Lieder spielen, von Bands, die nicht kommen, weil sie sich getrennt haben oder weil Bandmitglieder verstorben sind, erklärt Meyer .

Ein solcher Todesfall hatte auch Silly lange davon abgehalten, weiter Musik zu machen. In Schauspielerin Anna Loos hat die Band seit vier Jahren aber einen – auch von den Fans akzeptierten – Ersatz für die 1996 verstorbene Frontfrau Tamara Danz. Und wenn selbst Silly ohne Tamara Danz funktionieren, dann funktioniert vielleicht auch sogar ein Mundharmonikaspieler zusammen mit einer Bühne voller Ostrocker. Anke Myrrhe

Ostrock Klassik, Kindl-Bühne Wuhlheide, 11. September, ab 19.30 Uhr, Eintritt 44,65 Euro.

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