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Paul van Dyk

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Techno: Neues von Paul van Dyk

Paul van Dyk, bekannt als weltbereisender Techno-DJ, veröffentlicht ein neues Album: "In Between", so der Titel, entstand nicht nur im Studio, sondern auch während Langstreckenflügen nach New York oder Guatemala.

Gerade war er in Mazedonien, auf Ibiza und in Polen, seine nächsten Ziele sind die Schweiz, New York und Großbritannien. Der Berliner DJ und Produzent Paul van Dyk verbringt zusammengerechnet eineinhalb Monate des Jahres im Flugzeug. 2006 legte der 35-Jährige so mehr als eine halbe Million Kilometer zurück. Die Zeit in der Luft nutze er neben dem Schlafen vor allem zum Arbeiten, sagt er. Auch an seinem neuen Album "In Between", das an diesem Freitag erscheint, hat er zum Teil im Flieger gefeilt. "Die Einflüsse auf diesem Album sind das, was ich in den vergangenen drei Jahren erlebt habe. Insofern ist es das Gesamtergebnis meiner Reiserei", so der Star-DJ, der in der Berliner Clubkultur nach 1989 groß wurde und inzwischen mit internationalen Größen wie Justin Timberlake, Depeche Mode und U2 zusammenarbeitet.

Was ihn an der elektronischen Musik so fasziniert, ist "die Möglichkeit, einen Track mit deinen eigenen Erlebnissen aufzuwerten" - "dann wird es Teil von mir, mein Soundtrack dieses Moments". Wenn Paul van Dyk auf seiner Dauer-Welttournee zwischen Manila, Rio de Janeiro und Tokio mal kurz am Boden in Berlin ist, scheint es dennoch, als sei er noch nicht wirklich wieder runtergekommen. Er redet immer etwas schneller und gestikuliert immer etwas lebhafter als andere. So etwas wie Jetlag scheint er nicht zu kennen, sein Energietank ist immer voll. Sein Job fühle sich nicht an wie ein Job, sagt der im brandenburgischen Eisenhüttenstadt als Matthias Paul geborene Techno-Macher - vielleicht ließen sich so Höchstleistungen vollbringen. Es ist vor allem sein tanzwütiges Publikum, das den Elektrokünstler, der im Sommer auch jeden Donnerstag im "Amnesia" auf Ibiza auflegt, antreibt: "Mit der Sekunde, in der ich auf der Bühne stehe und den Enthusiasmus der Leute erlebe, springt das über."

Die Macht des DJs

Besonders gut kann er sich an einen Gig auf einem Feld in Guatemala erinnern, zu dem rund 10.000 Menschen gekommen waren. Die vermeintliche Macht des DJs ist ihm indes fremd. "Ich sehe mich nicht als derjenige, der da oben auf der Bühne steht und die großen Huldigungen entgegennimmt. Ich stelle mich nicht auf einen Sockel, sondern bin einer von der Masse, die Spaß hat." Mittanzen kann der zwei Mal zum weltweit populärsten DJ Gekürte nach der Arbeit aber nie, meist wartet schon der Flieger zum nächsten Einsatz. Zwar feiert auch Paul van Dyk gern Partys, dann allerdings eher privat mit seinen Freunden. "Wenn ich arbeite, weiß ich, dass ich eine Verpflichtung den Leuten gegenüber habe, die für mich bezahlt haben. Da kann ich nicht besoffen auflaufen und nichts mehr auf die Reihe kriegen", betont er.

Platten gibt es bei dem gelernten Nachrichtentechniker und Tischler übrigens schon lange nicht mehr. Modernste Computertechnik hat sie ersetzt. In der elektronischen Musik gehe es immer auch darum, die Grenzen aufzuweichen und zu erweitern, im Kreativen wie im Technischen, sagt er. "Ich habe virtuell 19 Keyboards mit mir auf der Bühne, die ich alle spielen kann. Das ginge mit zwei Plattenspielern überhaupt nicht." Bringt der Szenepionier, der auch ein eigenes Plattenlabel und einen Internetradiosender betreibt sowie mehrere Radiosendungen moderiert, mal nicht gerade die Massen zum Toben, engagiert er sich in sozialen Projekten - zum Beispiel für das Projekt "Rückenwind" für von Armut bedrohte Kinder. Dafür bekam er 2006 von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) den Landesverdienstorden. Ein Engagement in der Politik kann er sich hingegen gar nicht vorstellen: "Da bin ich nicht geduldig genug zu."

Nadine Emmerich[ddp]

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