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Peter Fox

© dpa

Wettbewerb: Große Gefühle mit Peter Fox

Sänger Peter Fox gewinnt Stefans Raabs Songwettbewerb mit einer düsteren Liebeserklärung an seine Stadt. Und die Zuschauer konnten großes Kino in der Filmstadt Babelsberg erleben.

Klar wollen alle nach Berlin. Sagen doch alle! Cool da, schön schmutzig, kann man Party machen. Aber vergibt man deshalb gleich Punkte an die Hauptstadt? Von allen anderen Bundesländern? Wo gibt’s das denn? Normalerweise ist die Hauptstadt gut für einen Wochenendtrip oder zum Anfeuern der eigenen Mannschaft im DFB-Pokalfinale. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, heißt es, das kennt man noch aus den Fußballstadien. Aber Berlin offiziell zu irgendeinem Sieger küren? Das ist selten, da muss schon einer kommen, der Berlin so richtig niedermacht – und es doch liebt.

Einer wie Peter Fox, der die seit langem wohl beste Berlin-Hymne geschrieben hat. Mit „Schwarz zu Blau“ von seinem ersten Soloalbum „Stadtaffe“ deklassierte Fox beim „Bundesvision Song Contest“ in Potsdam die Konkurrenz. Eine Antihymne, düster wie die Finanzkrise, und dann doch im letzten Satz eine große Liebeserklärung. „Das ist das ganze Geheimnis dieses Zeilen“, findet der Hamburger Songwriter Stefan Knoess, der Songs für „Echt“ und „Patrick Nuo“ geschrieben hat und zudem als Dozent an der Popakademie Mannheim lehrt. „Fox kann einfach großes Gefühl inszenieren.“

So funktionierte es auch in Stefan Raabs Sendung. Die Zuschauer hatten das Gefühl, großes Kino zu erleben. Fox brachte Musikstudenten der Universität der Künste auf die Bühne, mit Affenmasken verkleidet, Streicher und Trompeten begleiteten harte Zeilen wie „Ich seh die Ratten sich satt fressen im Schatten der Dönerläden, stapf durch die Kotze am Kotti, Jungs sind benebelt …“. Aber spätestens beim Refrain musste auch der größte Berlin-Hasser mitwippen und den Song gut finden: „Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau. Du kannst so schön schrecklich sein, deine Nächte fressen mich auf, es wird wohl das Beste sein, ich geh nach Haus und schlaf mich aus …“

Nun muss man wissen, dass Peter Fox, bürgerlich Pierre Baigorry, geboren am 3. September 1971, in Berlin-Zehlendorf aufgewachsen, wohnhaft in Kreuzberg, ein bekannter Musiker ist. Der 37-Jährige ist Sänger der elfköpfigen Band Seeed, die 2006 den „Bundesvision Song Contest“ und dreimal den „Echo“ gewann; die Band spielte zur Eröffnung der Fußball-WM in München und brachte Kanzlerin Merkel auf der Tribüne zum Tanzen. Orchester kennt Fox übrigens gut, er spielte im Schönower Posaunenchor. Darüber sagte er einmal im Interview mit dem Tagesspiegel: „Ich war der Typ mit dem Waldhorn – ein extrem unfunkiges Instrument. Das biederste Instrument, das man in einem Posaunenchor spielen kann. War eine sehr gute Schule, um etwas über Gruppenklang und Intonation zu lernen.“

Einer der Hits von Seeed war „Dickes B“, natürlich auch eine Hymne auf Berlin. Die Berlin-Hymne ist eindeutig das Spezialgebiet von Fox, der sich beispielsweise auch mit der jungen Berliner Band K. I. Z. in diesem Genre übte. „Dickes B“ war irgendwie noch typisch Berlin, also etwas aufgesetzte, fröhliche Coolness: „Dickes B, oben an der Spree, im Sommer tust du gut und im Winter tut’s weh. Mama Berlin – Backsteine und Benzin –, wir lieben deinen Duft, wenn wir um die Häuser zieh’n.“ Hildegard Knef hat das Berlin-Gefühl auch nicht so viel anders ausgedrückt: „Dein Gesicht hat Sommersprossen, und dein Mund ist viel zu groß.“

Berlin-Hymnen gab es schon viele, gerade deshalb sind gute so schwer zu texten. Knoess, der Hamburger, findet, dass Peter Fox sich mit „Schwarz zu Blau“ ganz in die Tradition seiner Lieder einreiht und sie konsequent weiterentwickelt. „Wichtig ist, dass du die Stimmung der Leute, deren Lebensgefühl triffst. Das kann man sich aber nicht vornehmen, man kann nur genau beobachten, und dann passiert es einfach.“ „Schwarz zu Blau“ ist nicht peinlich, auch das erklärt, neben dem großen Bekanntheitsgrad von Fox, den Erfolg vom Freitagabend. „Seine Show war einfach super, und er ist souverän“, sagt einer, der im Publikum saß. Am Ende jedenfalls stellte Fox bei der fünften Auflage des „Bundesvision Song Contests“ mit 174 Punkten einen neuen Rekord auf, den er mit einem kurzen „Danke, Potsdam, danke, Berlin“ mehr oder weniger zur Kenntnis nahm. Dabei ist Peter Fox so wie sein Satz über Berlin: „… gar nicht so hart, wie du denkst“.

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