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Pionier des Rockzeitalters. Storm Thorgerson arbeitete seit 1967 für Pink Floyd. Zu seinen Schöpfungen gehört das Cover von „Dark Side of the Moon“. Foto: Yui Mok/picture alliance

© picture alliance / empics

Popdesigner Storm Thorgerson gestorben: Eine Untertasse voller Geheimnisse

Er arbeitete für Led Zeppelin, Black Sabbath und T. Rex. Doch berühmt wurde er mit den Covern, die er für Pink Floyd schuf. Der Grafikpionier Storm Thorgerson starb mit 69 Jahren.

Ein Prisma vor schwarzem Hintergrund, durch das weißes Licht fällt und sich regenbogenbunt auffächert. Elfenartige, blondhaarige Kinder, die auf halb zerfallenen, vermoosten Tempelstufen einem orangen leuchtenden Himmel entgegen kriechen. Ein blasser Mann sitzt mit geschlossenen Augen hinter dem Steuer seines Wagens. Windschutzscheibe und Karosserie sind mit Wassertropfen überzogen. Ein Hund steht an einem Palmenstrand. Er trägt Boxershorts, im Hintergrund stürzt gerade ein Flugzeug vom Himmel.

Wer sich für Popmusik interessiert, kennt diese Bilder. Es sind die Cover der Alben „Dark Side of the Moon“ von Pink Floyd, „Houses of the Holy“ von Led Zeppelin, „Car“ von Peter Gabriel und „Mr. Love Pants“ von Ian Dury And The Blockheads. Sie alle stammen von dem britischen Grafikdesigner Storm Thorgerson, der am Donnerstag mit 69 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben ist. Der Schriftsteller Douglas Adams hat ihn den "besten Album-Designer der Welt“ genannt. Man kann über diesen Superlativ streiten, fest steht aber, dass Thorgerson mit seinen ikonischen Bildern zu den prägenden visuellen Figuren des späten 20. Jahrhunderts gehört hat. Seine Firma Hipgnosis, die er 1967 in London gründete, schrieb Popgeschichte.

Der Name verschmolz das englische Wort „Hip“ mit dem griechischen Begriff „Gnosis“, der für „Erkenntnis“ steht. Er wurde zum Programm für Thorgerson und seinen Freund Aubrey Powell, den er am Londoner Royal College of Art kennengelernt hatte. Sie begannen als Hippiekünstler und verwandelten sich bald zu Hightechartisten.

Die Plattenhülle, die Hipgnosis für „A Saucerful of Secrets“, das zweite Album von Pink Floyd, entwarfen, zeigt einen psychedelischen Paradiesgarten. Frühlingshaft wuchernde Vegetation und wabernde Blasen verbinden sich zu einer Mischung aus Naturidyll und Drogen(alb-)traum. Später wurden, analog zur Musik von Pink Floyd, die Entwürfe immer reduzierter und perfektionistischer. „Atomheart Mother“ zeigt eine Kuh, die sich zum Betrachter umdreht. Auf „Wish You Were Here“ schüttelt ein Anzugmann einem anderen die Hand, der in Flammen steht. Und auf dem Klappcover von „Animals“ fliegt ein Heißluftballonschwein über die Bankside Power Station. Damals, 1977, rauchten die Schornsteine noch, heute ist dort die Tate Modern untergebracht.

Thorgerson hat auch für Paul McCartney, Black Sabbath, die Scorpions, zuletzt für Ween und The Mars Volta gearbeitet. Doch sein Name wird ewig mit Pink Floyd verbunden bleiben. Gitarrist David Gilmour sagte in einem Statement zum Tod des Designers, er sei „ein beständiger Einfluss“ gewesen, seine Kunst ein „untrennbarer Teil unserer Arbeit“. Ohne Thorgerson hätte der Pop nicht anders geklungen. Aber er hätte anders ausgesehen. Weniger originell.

Als Hipgnosis vor zwei Jahren in Berlin mit einer Ausstellung gewürdigt wurden, gab sich der Designpionier bescheiden. „Ich habe einen spießigen Geschmack, Picasso, van Gogh, das kann man ja keinem erzählen“, sagte der eigens eingeflogene Storm Thorgerson. Wo er seine Inspiration hernehme? „From Dusseldorf“, antwortete er. Der Mann, keine Frage, besaß Humor. Christian Schröder

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