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POPKOMM VORSCHAU: Her mit der Affenmusik und Uhu-Gekrächze

Es ist ein kleines Popwunder, das sich beinahe mathematisch in einer Zahlenreihe zusammenfassen lässt: 320 000 Einwohner, 500 Profimusiker, 30 Bands und Songwriter mit einem internationalen Plattenvertrag. Eines der bevölkerungsmäßig kleinsten Länder Europas hat eine der vitalsten und vielfältigsten Musikszenen des Kontinents hervorgebracht.

Es ist ein kleines Popwunder, das sich beinahe mathematisch in einer Zahlenreihe zusammenfassen lässt: 320 000 Einwohner, 500 Profimusiker, 30 Bands und Songwriter mit einem internationalen Plattenvertrag. Eines der bevölkerungsmäßig kleinsten Länder Europas hat eine der vitalsten und vielfältigsten Musikszenen des Kontinents hervorgebracht.

Angefangen hat der Siegeszug des isländischen Pop mit der Jazzpop-Formation Mezzoforte, die 1983 mit dem Cocktailparty-Instrumental „Garden Party“ den Sprung in die englischen Charts schaffte. Bald danach machten die Sugarcubes mit ihrem britisch anmutenden Indie-Gitarrenrock von sich reden. Ihre Sängerin Björk Gudmundsdóttir stieß als Solokünstlerin in immer neue Klanggalaxien vor und stieg zum internationalen Superstar auf. Einar Örn Benediktsson, einer ihrer Mitstreiter bei den Sugarcubes, gründete mit Gramm Records und der Nachfolgefirma Bad Taste die ersten Independent-Labels der Insel, ohne die der heutige Erfolg von Bands wie Sigur Rós, GusGus oder Múm nicht denkbar wäre.

„Die Isländer sind traditionell ein reisefreudiges Völkchen“, so erklärt der isländische Botschafter Ólafur Davidsson die Kreativität der Pop-Szene. „Unsere Musiker sind unheimlich viel unterwegs und bringen von überall her andere Arten von Musik nach Island zurück.“ Dieser Reisefreudigkeit hilft die Regierung noch etwas nach. Das Iceland-Music-Export-Büro übernimmt für Nachwuchsbands, die auf Tour gehen wollen, bis zu drei Mal im Jahr die Flugkosten.

Davon profitieren auch die Besucher der Popkomm, auf der das Export-Büro zusammen mit den Labels Cargo und Morr Music zwei Konzerte mit isländischen Künstlern veranstaltet. Dabei hat Örn Elías Gudmundsson alias Mugison, der am Donnerstag, 9. 10., bei der Alternative-Blues-Night ab 20 Uhr im Palais der Kulturbrauerei auftreten wird, den Geheimtipp-Status lange hinter sich. Der bärtige Ein-Mann-Orchester-Freak schaffte 2004 mit dem Album „Mugimama – Is This Monkey Music?“ den Durchbruch, auf seiner aktuellen CD „Mugiboogie“ klingt seine Variante des Mississippi-Delta-Blues noch ein wenig rumpeliger und roher.

Björn Kristiansson alias Borko und das siebenköpfige Klangkollektiv Seabear, ebenfalls am Donnerstag, 9. 10., ab 20 Uhr zu Gast beim Mikrokultur Festival im Admiralspalast, arbeiten hingegen an der stetigen Verfeinerung ihres elegischen, orchestral ausschweifenden Konzept-Pop. Borko singt auf seiner Platte „Celebrating Life“ zerbrechliche Electrofolk-Hymnen, unterlegt mit Jazz-Trompeten und Loops seltsamer Geräusche. Und Seabear zelebrieren auf „The Ghost That Carried Us Away“ eine fiedelnde US-Südstaaten-Lagerfeuerromantik, bei der auch schon mal ein Uhu krächzt. Übrigens: Die Begriffe „Elfenmusik“ und „Geysir-Pop“ sind in diesem Text nicht einmal gefallen. Christian Schröder

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