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Michelle Pfeiffer

© ddp

Premiere: Michelle, ma belle

Berlin zeigt Michelle Pfeiffer die kalte Schulter - aber nur, was das Wetter anging. Denn bei der Premiere ihres Films "Chèri" gab es Riesenjubel am Potsdamer Platz. DIe Fans waren begeistert von der Frau, die scheinbar alterslos ist.

Die Wahl einer Hose sollte sorgfältig geschehen, sie kann entscheidend sein. Was ihr Geheimnis sei, dass sie noch immer so großartig aussehe, wollte eine Journalistin gestern von Michelle Pfeiffer wissen. Nun, bei der Arbeit pflege sie sich gut, antwortete die Schauspielerin. Sie lebe gesund, treibe ein bisschen Sport, rauche seit ihrem 30. Jahr nicht mehr, genieße das Leben – und trage gut geschnittene Jeans.

Viel war bei der Fragestun de zu Stephen Frears’ „Ché ri“ von verblassender Schönheit die Rede, um die es in dem Film gehe – Gelegenheit für den Regisseur, die Kunst seines Stars zu rühmen. Michelle habe eben viel Fantasie, könne sich selbst solch ein Verblassen vorstellen, wenngleich sie davon persönlich nicht die geringste Ahnung habe. Jeder im Konferenzsaal des Grand Hyatt wird ihm zugestimmt haben: So strahlend schön, wie Michelle Pfeiffer dasaß und die blonden Locken schüttelte, gewiss kein junges Mädchen, vielmehr eine Frau von 50, aber was für eine! Und noch immer mit einem fast mädchenhaft verlegenen Lächeln, als sie am Anfang die Ovationen im Saal entgegennahm. Und abends auf dem roten Teppich betörte sie dann erst recht ihr Publikum im eleganten, knapp sitzenden schwarzen Kleid, über das nur ein leichter Mantel locker geworfen war, so dass es selbst unterm Regenschirm noch erfreulich wirkte – kombiniert mit einem strahlenden Lächeln auf Michelles verführerischen Lippen.

Dennoch, das Altern war eines der zentralen Themen der halben Stunde am Nachmittag mit Michelle Pfeiffer, ihrem jugendlichen Filmpartner „Chéri“ Rupert Friend, Regisseur Stephen Frears und den anderen auf dem Podium. Reifere Frau, jugendlicher Liebhaber – ein Trendthema dieser Berlinale, zu besichtigen in „Der Vorleser“, „The Countess“, „The Private Lives of Pippa Lee“ und nun eben auch in „Chéri“. Für Michelle Pfeiffer ist das „ein richtiger Schritt in die richtige Richtung“ – und eine durchaus persönliche Erfahrung, wie sie scherzend bekannte : „Je älter ich werde, desto jünger scheinen meine Männer zu werden“ – jedenfalls beim Casting sei das so. „Mir macht das nichts aus.“ Das Altern? Für sie ein überschätztes Problem, die Sorge davor sei oft größer als das, was dann mit dem Alter komme. „Ein runder Geburtstag? Halb so schlimm.“ Im Gegenteil, zunehmendes Alter mache einen noch dankbarer für das, was man habe, was man sei. „Man weiß es mehr zu schätzen.“

Sicher, die Rollenangebote sinken mit voranschreitendem Alter, das merkt auch sie. Aber sie sei schon immer am liebsten Charakterdarstellerin gewesen, und je älter sie werde, desto interessanter würden auch die Rollen. Ohnehin will sie nicht mehr so viel wie früher arbeiten, da kommen weniger Rollenangebote gerade recht.

In der Belle-Époque-Welt des Films scheitert die Liebe zwischen der alternden Kurtisane Léa und ihrem jugendlichen Liebhaber Chéri, im wahren Leben der Gegenwart gäbe Michelle Pfeiffer ihnen eine Chance. Sie selbst kennt ein solches Paar, er Mitte 20, sie Mitte 40, jungverheiratet und glücklich. Nein, Chéri müsste sich heute nicht mehr erschießen. „Ich glaube, dass das Ende anders wäre.“

Die Rezension des Films finden Sie hier.

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