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Princess Nokia, bürgerlich Destiny Frasqueri, 24, lebt in New York. Sie ist vor allem im Untergrund und auf Youtube aktiv.

© promo

Princess Nokia im Festsaal Kreuzberg: Tomboy trifft Hexe

Ihr Song „Tomboy“ ist eine Hymne des noch jungen Genres Queer Rap. Im Festsaal Kreuzberg überzeugt Princess Nokia allerdings eher durch ihre Offenheit als musikalisch.

Sie rappt am liebsten darüber, was sie alles von der Welt verlangt, aber an diesem Abend hat Princess Nokia selbst etwas gutzumachen. Ihren Auftritt beim CTM Festival im Februar musste sie absagen, jetzt holt sie ihn nach. Dem Interesse hat das nicht geschadet, das Konzert am Dienstagabend war zügig ausverkauft, der neue Festsaal Kreuzberg gefüllt.

Der Hype um die 24-jährige Destiny Frasqueri aus New York ist groß. Unter dem Namen Wavy Spice ist sie seit 2012 im Untergrund von New York und auf Youtube aktiv, mit dem neuen Namen Princess Nokia kam auch eine musikalische Weiterentwicklung. Das Fundament ist immer noch der Hip-Hop ihrer Heimatstadt. Aber als Princess Nokia, so ihre Ambition, kann sie Musik machen für Menschen auf der ganzen Welt, die sich ausgestoßen und ausgegrenzt fühlen. So fragt sie am Beginn der Show nicht, ob sie die Hände sehen kann, sondern: „Are all the girls safe?“ und erklärt ihr Konzert zum safe space, also zum sicheren Ort.

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Die Teile ihres Publikums, die sich auf Shows von hypermaskulinen Rappern und ihren noch hypermaskulineren Fans nicht willkommen oder sogar bedroht fühlen, danken es ihr. Frasqueris Identität hat viele Facetten, die Wurzeln ihrer Familie sind in Puerto Rico und Nigeria. Beides thematisiert sie in ihren Songs. Wahrgenommen wird sie aber vor allem als eine Rapperin, die offene Queerness in den Hip-Hop bringt – und selbst ohne richtiges Album auf halbe Welttournee gehen kann, weil der Hunger nach Repräsentation so groß ist. Ihr Song „Tomboy“ ist eine Hymne des noch jungen Genres Queer Rap, und wird vom Publikum entsprechend hymnisch gefeiert.

Die neun Songs ihres Albums „1992“ leben sehr vom Charme der ungeschliffenen Bedroom-Produktion, inklusive Mikrofonrauschen und dem Versuch, große Breitwandakustik mit kleinen Mitteln heraufzubeschwören. Auf der Bühne wird daraus der übliche Laptopbeat-Bassbrei. Weil ihr DJ einfach ihre Songs samt Vocalspur laufen lässt, entsteht leider oft der Eindruck, dass Nokia mit sich selbst Playback rappt.

Eine von Nokias Selbstbezeichnungen ist „bruja“, Hexe. An diesem Abend aber kocht der Hexenkessel musikalisch nicht über, da hilft auch das atmosphärisch flackernde Bühnenlicht nichts. Dafür überzeugt die New Yorkerin mit ihrer Offenheit, wenn sie zwischen den Songs über ihre Berührung mit jüdischer Kultur und den Tod ihrer früh verstorbenen Mutter spricht oder sich einfach für die Begeisterung im Saal bedankt. Bessere Tontechnik kann man kaufen, Skills kann man lernen. Aber die Gabe, sich mit einem Publikum zu verbinden, die hat eine Künstlerin oder nicht. Princess Nokia hat sie.

Fabian Wolff

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