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Kultur: Prolog zu einem Lebensdrama

Sprünge durch Zeit und Raum, "Flashbacks", bei denen Bilder der Erinnerung die Handlung durchbrechen - damit wurde der Brite Nicolas Roeg vor einem Vierteljahrhundert berühmt.Sie zeichneten seine bekanntesten Werke wie "Der Mann, der vom Himmel fiel" und "Wenn die Gondeln Trauer tragen" aus, man fand sie aber auch schon in "Walkabout", dem ersten Film, den er 1969 allein inszenierte.

Sprünge durch Zeit und Raum, "Flashbacks", bei denen Bilder der Erinnerung die Handlung durchbrechen - damit wurde der Brite Nicolas Roeg vor einem Vierteljahrhundert berühmt.Sie zeichneten seine bekanntesten Werke wie "Der Mann, der vom Himmel fiel" und "Wenn die Gondeln Trauer tragen" aus, man fand sie aber auch schon in "Walkabout", dem ersten Film, den er 1969 allein inszenierte.

Fast noch rechtzeitig zum 70.Geburtstag Roegs, der zuvor als Kameramann etwa Truffauts "Fahrenheit 451" photographiert hatte, erlebt "Walkabout" jetzt seine deutsche Kinopremiere.Bisher war der Film nur im Fernsehen zu sehen, und selbst in den englischsprachigen Ländern gab es nur eine um fünf Minuten verstümmelte Fassung: Bei der Uraufführung 1971 war das - heute harmlos wirkende - Maß erotischen Knisterns und frühpubertärer Nacktheit noch als unschicklich erschienen.

Dabei ist es ein wesentliches Moment der Story: Nachdem ihr Vater sie in die Wüste verschleppt, dort das Auto in Brand gesteckt, sich selbst getötet und die Kinder zuvor nur knapp verfehlt hat, irren ein halbwüchsiges Mädchen und sein kleiner Bruder durch die australische Wüste.Ihre Lage erscheint aussichtslos, und die Töne der Zivilisation, die aus ihrem Kofferradio erklingen, wirken ebenso als Hohn auf ihre Situation wie die atemberaubend schönen Aufnahmen von Flora und Fauna, die Roeg in Totalen und Detailaufnahmen dazwischenschneidet.

Die Rettung bringt ein junger Ureinwohner, der sich gerade auf seinem "Walkabout" befindet, einem Initiationsritual, bei dem er einige Zeit allein in der Wildnis verbringen soll.Die drei gehen eine Zweckgemeinschaft ein, die um so stärker auf Blicke und Gesten angewiesen ist, als sie nicht der Sprache des jeweils anderen mächtig sind.Die erotische Spannung zwischen den beiden Teenagern wächst, doch das Mädchen ist nicht nur von gewissen Dünkeln gegenüber dem Aboriginal befallen, sondern auch im Umgang mit Gefühlen unsicher.Und so wird aus der opulenten (aber stets "sauberen") Ballade sexuellen Erwachens ein Prolog zum Lebensdrama der beiden jungen Leute.

Blow Up und Filmkunst 66

JAN GYMPEL

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