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Stimmführerin. Connie Lim als MILCK.

© Rachael Lee Stroud/icantkeepquiet.org

Protest gegen Trump: Die Stimme des Widerstands

Ein Protestlied gegen den US-Präsidenten: Connie Lim alias MILCK hat mit „I Can’t Keep Quiet“ den Song der Stunde geschrieben.

Die Melodie ist eingängig, sie klingt stark und gleichzeitig verletzlich. „I can’t keep quiet“, singen sie, „not anymore“. Nicht länger still sein, nicht länger bloß stumm beobachten. Die Bilder des Women’s March in Washington mit einer halben Million Teilnehmerinnen gingen um die Welt, in vielen Ländern fanden zeitgleich Solidaritätsproteste statt. Seit diesem Marsch hat die weibliche Protestbewegung auch eine Stimme, noch dazu eine sehr melodische.

Die Sängerin Connie Lim alias MILCK aus Los Angeles hat mit ihrem Song „Quiet“ die Hymne zum Anti-Trump-Protest geliefert. Auf dem Women’s March begannen Lim und 25 Mitstreiterinnen inmitten der Menschenmenge plötzlich zu singen, alle pink bemützt. Die Frauen waren sich vorher noch nie begegnet. Die A-Capella-Version von Lims Lied hatten sie per Skype einstudiert.

„Quiet“ hatte Lim geschrieben, um eigene Erlebnisse zu verarbeiten, weshalb sich der Text ursprünglich gar nicht auf Trump bezog. Die 30-jährige Sängerin leidet unter Depressionen, hat Magersucht und häusliche Gewalt überlebt. Sie wuchs in einer asiatisch-amerikanischen Familie in Los Angeles auf und bekam als Kind oft zu hören, sie solle sich anpassen und „quiet“ sein, ruhig. Die Botschaft ihres Liedes ist universal: Haltet nichts zurück. Lasst es raus, egal womit ihr gerade zu kämpfen habt.

Eine Botschaft, die in diesen Tagen auf Resonanz trifft bei Frauen und allen, die sich mit ihnen solidarisieren. Wehrt euch, sagt, was ihr wollt, auch wenn Online-Kommentare der Russia-Today-Bots und Trump-Fans auf euch einprasseln: „But no one knows me no one ever will / if I don't say something, if I just lie still / Would I be that monster, scare them all away / if I let them hear what I have to say“. Unter dem Hashtag „ican’tkeepquiet“ hat sich der Song viral verbreitet. Das Video der Filmemacherin Alma Har’el kam zufällig zustande. Sie hatte ihre Freunde in der Menge verloren, und der Handy-Akku war leer.

Als der Flashmob neben ihr startete, erwachte ihr Handy wieder zum Leben und sie konnte bis auf die erste Strophe alles aufnehmen. „Quiet“ ist irgendwo zwischen Pop und Soul angesiedelt und hinterlässt einen bittersüßen Nachgeschmack, klagt an und bewegt.

Connie Lim hofft, dass andere Frauen es ihr nachmachen, Chöre bilden und „I Can’t Keep Quiet“ singen. Auch für die durch Trumps neueste Verordnung auf amerikanischen Flughäfen gestrandeten Passagiere eignet sich der Song als Solidarisierungs-Hymne. Die Noten finden sich kostenlos unter icantkeepquiet.org.

Eine Melodie, die einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf geht – der Song hat also den Sinn der Sache erfüllt. Nach den ersten Tagen von Donald Trumps Präsidentschaft zu urteilen, wird es wohl in Zukunft noch so manche Gelegenheit geben, aufzustehen und sich Gehör zu verschaffen. Leider.

Das Video ist auf den Facebook-Seiten von Alma Har’el und MILCK zu sehen

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