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Kultur: Quadrate in der Stadt

ARCHITEKTUR

Er gilt als Meister des Quadrats. Streng, rational, bar jeden Dekors, so präsentieren sich seine Bauten. Die einen schelten Oswald Mathias Ungers deshalb als spröden Formalisten, die anderen loben ihn als kühlen Rationalisten. Tatsache ist, dass nur wenige deutsche Architekten nach 1945 derart nachhaltigen Einfluss auf eine ganze Architektengeneration genommen haben wie Ungers.

Auch in Berlin hat der Kölner deutliche Spuren hinterlassen: von seinem frühen Wohnhochhaus im Märkischen Viertel (1963) über die Wohnbebauung am Lützowplatz (1979/83), das Familiengericht am Landwehrkanal (1990/94) bis zu den Friedrichstadtpassagen (1993) und dem Mammutprojekt der Messeerweiterung in Charlottenburg (1993/2002). Nun also hat Ungers die Dorotheenhöfe in Mitte vollendet: fünf Häuser gleich neben dem Bahnhof Friedrichstraße. Es sind fünf strenge Variationen über das Thema Rechteck, die Tagesspiegel-Autor Frank Peter Jäger in einer reich illustrierten Monografie vorstellt (Jovis Verlag 2004, 80 S., 29,80 €). Ergänzt wird der Band um ein Interview mit Ungers sowie ein Gespräch mit dem Architekten Hans Kollhoff, dem Baugeschichtler Fritz Neumeyer sowie dem Kritiker Rainer Haubrich über Ungers. Zusammen mit Adrian von Buttlar, dem Vorsitzenden des Landesdenkmalrates, dem Architektursoziologen Werner Sewing und dem Architekten Paul Kahlfeldt diskutieren Haubrich und Neumeyer morgen über Ungers und sein Berliner Werk (19.2., 20:15 Uhr, Buchhandlung Lehmanns, Hardenbergstr.). Der Veranstaltungsort ist wohl gewählt – das einstige „Kieperthaus“, heute „Haus Hardenberg“, erbaute Karl-Heinz Winkens, der langjährige Berliner Büroleiter von Ungers.

Jürgen Tietz

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