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Kultur: Raketen ohne Männer

Neue Ausstellung in der Newton Stiftung.

„World without men“, „Welt ohne Männer“ – der Titel ist natürlich ironisch gemeint. Zwar sind die Frauen bei Helmut Newton stark und autark. Ihre provozierende Wirkungsmacht ist aber nicht ohne die Blicke männlicher Bewunderer zu denken. In der Helmut Newton Stiftung sind gerade die Fotos aus den Bildbänden „World without men“ und „Archives de Nuit“ zu sehen (bis 19.5.2013 Jebensstraße 2, 10623 Berlin Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr). Mit gewohnt bissigem Witz arrangiert Newton da Dreieckskonstellationen, sein Thema sind die Machtspiele. Faszinierend wirkt aus dem zeitlichen Abstand, wie diese Fotografie der Nadelstiche den Geist der Zeit destilliert. Frauen in Leder und Nieten, Männer mit geölten Muskeln demonstrieren das neue Körpergefühl der achtziger Jahre. Erschreckend wirkt dabei die Präsenz des Kalten Krieges in Gestalt von Raketen und Flugzeugen. Dennoch bleibt jedes Foto in seiner Persönlichkeit ein echter Newton.

Ganz anders verhält sich das bei François-Marie Banier, dessen „Portraits“ als zweite neu gezeigte Serie auf viel zu engem Raum im Kabinett „June’s Room“ der Stiftung hängen. Seine Kamera scheint sich den Personen anzupassen. Marcello Mastroianni tanzt verführerisch für die Frau seines Lebens. Louise Bourgeois saugt mit dem Strohhalm Cola aus der Dose. „Sie war wie die Spinne, die sie erschaffen hat“, erzählt der Fotograf von der Begegnung. Selbst die Queen lässt die Maske fallen und wirkt für einen Augenblick komisch derangiert. Banier verbindet milde Toleranz mit scharfem Blick. Nach dem spektakulären Auftakt möchte man mehr sehen von diesen Menschenessenzen. Simone Reber

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