zum Hauptinhalt

Kultur: Raketenhaft

Diskussionen um die Musik John Coriglianos kreisen um die Frage, wie zeitgemäß die Werke des 1938 geborenen Amerikaners sind. So auch in der Philharmonie, wo Seiji Ozawa und die Berliner Philharmoniker seine zweite Sinfonie aufführten.

Diskussionen um die Musik John Coriglianos kreisen um die Frage, wie zeitgemäß die Werke des 1938 geborenen Amerikaners sind. So auch in der Philharmonie, wo Seiji Ozawa und die Berliner Philharmoniker seine zweite Sinfonie aufführten. Am entspanntesten nähert man sich dem Streichorchesterstück, für das sein Schöpfer letztes Jahr den Pulitzer-Preis erhielt. Dessen Einleitung erschien nicht allzu viel versprechend: Die Folge von geräuschhaft gedämpftem Geigenton über saure Melodien, aus denen sich durtonale Kantilenen heraussponnen, wirkte papieren. Der Wendepunkt wurde ermit dem zentralen dritten Satz erreicht (den Corigliano ursprünglich auf die Auflösung des Cleveland-Quartets schrieb): Teils konventionelle, teils originelle Trauergesten auf der Basis fallender enger Tonschritte lösten sich in filigrane Spitzentöne der Violinen auf.

Auf eine vorhersehbare Art und Weise unvorhersehbar erschien die Interpretation von Tschaikowskys Erstem Klavierkonzert mit Arcadi Volodos. Der 1972 geborene Pianist besitzt eine Selbstverliebtheit in die eigene Technik. Mit seinem harten aber nie rohen Anschlag bürstete er das Konzert gegen den Strich. Ozawa unterstützte ihn uneitel und ließ die Läufe des dritten Satzes wie Raketen zünden. Doch nur das Finale hielt diesen Zugriff aus: Den Rest des Konzerts degradierte Volodos letztlich zur stupenden aber manierierten Etüde. Carsten Niemann

Noch einmal heute, 20 Uhr

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false