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Kultur: Rap’n’Reggae

Musik aus Kuba: „Paraiso“ von Alina Teodorescu

Sogar auf Strandgut klöppeln sie vertrackte Rhythmen. Darüber legen sie spanische Riddims, einen rauen Gesang, der irgendwo zwischen Rap und Reggae und Son cubano liegt. Madera Limpia („Reines Holz“), das sind sieben Burschen aus Guantánamo, die im kulturellen Stillstand der Provinz zurechtkommen müssen, im äußersten Südosten Kubas, wo es zwar Palmen, aber kaum Strände gibt. „Langeweile ist schrecklich!“, skandiert die Band in einem Song.

In „Paraiso“ zeigt Alina Teodorescu ein Kuba, das beileibe nicht so paradiesisch ist, wie es der Filmtitel suggerieren mag, schon gar nicht in der Musik. Denn die Münchner Regisseurin porträtiert die Band abseits vom Buena-Vista-Klischee – in einem Roadmovie, das durch die Straßen der tropischen Kleinstadt führt. Dabei werden Musikgeschichte, Machismo und Paarbeziehungen angerissen, doch vor allem verfolgt Teodorescu die Überlebensstrategien der jungen Musiker.

Der gelbe Chevrolet Baujahr 57, der sie zu Proben und Auftritten kutschiert, ist hier nicht nur Vehikel und filmisches Leitmotiv, er dient zugleich als eine Metapher für die stotternde Mangelwirtschaft Kubas. Der Blick durch die gesprungene Frontscheibe offenbart allerdings auch, wie die Guantanameros auf der Straße, einer schillernden sozialen Freilichtbühne, zusammenfinden. Zwischen Fiktion und Dokumentation gelingt es Teodorescu, die poetischen Momente dieses nicht gerade spektakulären Alltags einzufangen.

In Berlin im Eiszeit, High End im Tacheles und Kulturbrauerei (alle OmU)

Roman Rhode

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