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Kultur: Rasender Stillstand

Lang ist der Weg, den die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) mit ihren Bauvorhaben beschreitet. Gerade hat der Stiftungsrat mit Vertretern des Bundes und der 16 Bundesländer die entsprechenden Planungen bekräftigt, und auf Seite 129 des Koalitionsvertrags verspricht auch die künftige Bundesregierung, die Arbeit der Stiftung zu stärken.

Lang ist der Weg, den die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) mit ihren Bauvorhaben beschreitet. Gerade hat der Stiftungsrat mit Vertretern des Bundes und der 16 Bundesländer die entsprechenden Planungen bekräftigt, und auf Seite 129 des Koalitionsvertrags verspricht auch die künftige Bundesregierung, die Arbeit der Stiftung zu stärken.

Vor lauter Stärkungsabsichten gerät aus dem Blick, dass der Kurs der SPK alles andere als gesichert ist. Im August wurde das Ergebnis der Machbarkeitsstudie bekannt gegeben, derzufolge die Stiftung ihre jahrelang verfolgten Pläne eines neuen Museumsgebäudes für altmeisterliche Gemälde und Skulpturen an der Museumsinsel fallen lassen musste. Auch die Alternativlösung einer Galerie für die Kunst des 20. Jahrhunderts soll deutlich kleiner ausfallen, als die Untersuchung des Bundesbauamts fixiert hatte. Nun, 130 Millionen Euro Baukosten für die kleinste aller Varianten sind immer noch ein schöner Batzen. Und auch die wollen, Stärkungszusprüche hin oder her, erst einmal bewilligt sein. Und zwar von den Haushältern des Bundestags. Die sitzen am Geldhahn, und nicht die Stiftungsräte.

Da ist es misslich, dass die SPK und ihr rühriger Präsident Hermann Parzinger derzeit keinen Ansprechpartner beim Bund haben, seit Kulturstaatsminister Neumann krankheitshalber aus dem Amt geschieden und ein Nachfolger noch nicht benannt ist. Rasender Stillstand, das Kennzeichen einer schwierigen Regierungsbildung, trifft die Staatlichen Museen in dieser Phase einer grundlegenden Entscheidungsfindung besonders hart. Dass der Stiftungsrat außer einem wohlmeinenden „Weiter so!“ nichts beschlossen hat, konnte unter diesen Umständen gar nicht anders sein. Tapfer führt die SPK ihre Sanierungsprojekte ins Feld, allen voran die Neue Nationalgalerie, die nach 45 Jahren Abnutzung zeigt. Aber der große Wurf für die Zukunft? Vom Kulturforum mag man schon gar nicht mehr reden, da wird der in Aussicht genommene 130-Millionen-Erweiterungsbau der Neuen Nationalgalerie – mehr ist es im Grunde nicht – sich bescheiden in die Ecke des Areals drücken.

Ja, Stärkung tut not. Wenn die künftige Regierungskoalition nicht endlich tief ins Haushaltssäckel greift, damit die SPK Luft bekommt für programmatische und bitteschön auch visionäre Gedanken, statt immer nur marode Bauten sanieren und zweitbeste Lösungen akzeptieren zu müssen, wird es beim rasenden Stillstand bleiben. Die Stiftung tritt auf der Stelle und hätte doch das Potenzial für mehr. Für viel mehr. Wenn man sie nur ließe.

Bernhard Schulz über die Baupläne der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

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