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Kultur: Raumfahrt: "Der Wahrheit so nah wie möglich kommen"

Ulf Merbold verbrachte 1994 32 Tage in der Raumstation Mir. Der Physiker und Astronaut arbeitet heute für die European Space Agency.

Ulf Merbold verbrachte 1994 32 Tage in der Raumstation Mir. Der Physiker und Astronaut arbeitet heute für die European Space Agency.

Woher stammt Ihrer Ansicht nach die Faszination, die das Weltraum auf die Menschen und auf die Forscher ausübt?

Für mich ist das ganz einfach die Neugierde, eine immerwiederkehrende Triebfeder. Die Menschen möchten das All erkunden aus dem gleichen Grund, der sie in vergangenen Zeiten getrieben hat, unter enormen Risiken die Meere zu erkunden. Später waren es danndie Polarregionen, die Tiefen des Meeres, schließlich auch die tropischen Regenwälder und die Wüsten. Jetzt haben wir eben den Erdball verlassen. Wir wollen aber immer noch wissen, wie es hinter der nächsten Ecke aussieht.

Was Sie sagen, klingt ja doch eher nach Abenteuerdrang als nach den wissenschaftlichen Argumenten, die für die Raumfahrt ins Feld geführt werden, um die enormen Kosten zu rechtfertigen.

Ich denke, die beiden Motive sind nicht völlig auseinanderzuhalten. Im Rückblick waren ja beispielsweise die Antaktis-Expeditionen auch durch Abenteuerdrang motiviert, haben aber auch neue wissenschafltiche Erkenntnisse gebracht. Ebenso Regenwald-Expeditionen, bei denen man bis dahin unbekannte Indianerstämme entdeckt hat. Dadurch hat sich mosaiksteinartig das Weltbild der Menschheit erweitert und vergrößert. In der Gegenwart dient die Raumfahrt ja beispielsweise der systematischen Materialforschung.

Was ist denn Ihre ganz persönliche Faszination an der Reise ins All?

Für mich ist es das Interesse des Forschers, der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen. Dazu kommt das faszinierende Gefühl, wenn man als Astronaut in 90 Minuten den Erdball umrundet. Man sieht die Sterne aus einem unglaublich schwarzen Himmel herausleuchten. Und bei Gewitter sieht man Riesen-Wolkentürme, die von innen heraus hell erleuchtet werden. Das ist ein sehr poetisches, sehr sinnliches Erlebnis.

Es gibt sehr viel Zweifel an dem Nutzen der bemannten Raumfahrt. Können nicht Sonden und Sensoren ihre Aufgaben im All besser erfüllen als der Mensch?

Wie will man heutzutage wissen, was besser ist. Per definitionem sind bemannte Fahrten nicht teurer als unbemannte. Es gibt Aufgaben, die ein Computer besser erledigen kann als der Mensch: alle 30 Minunten die Wolken fotographieren etwa. Aber immer dann, wenn eine Sache ganz am Anfang steht, kann der Mensch heuristisch zu Erkenntnissen gelangen, die der Computer nicht leistet.

Glauben Sie an die Existenz außerirdischer Lebewesen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass es dort Leben gibt, ist hoch. Schließlich gibt es allein in der Milchstraße etwa 200 Milliarden Sterne. Es wäre ja vermessen, davon auszugehen, dass nur auf der Erde Leben existiert. Ob es woanders auch Zivilisationen gibt, ist eine andere Frage - der Mensch ist ja auch eine relativ neue Erscheinung in der Geschichte der Erde. Allerdings habe ich persönlich keine Hoffnung, dass es mir gelingen wird, dem kosmischen Nachbarn einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen: Diese möglichen Lebensformen sind zu weit weg, als dass man sie mit dem Stand der derzeitige Raumfahrttechnologie erreichen könnte.

Woher stammt Ihrer Ansicht nach die Faszination[d]

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