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Kultur: Rauswurf mit Folgen

Berlin ist nicht Baden-Baden.Außerdem ist natürlich auch das Festspielhaus in Baden-Baden nicht mit dem Berliner Metropol-Theater zu vergleichen.

Berlin ist nicht Baden-Baden.Außerdem ist natürlich auch das Festspielhaus in Baden-Baden nicht mit dem Berliner Metropol-Theater zu vergleichen.Das steht fest.Fest steht aber auch: Rainer Vögele, der Manager, dessen Zukunftskonzept für das Metropol-Theater von Kultursenator Peter Radunski favorisiert wird, ist gestern von seiner Aufgabe, die Zukunft des Baden-Badener Festspielhauses zu gestalten, entbunden worden.Die Dekra, Vögeles Arbeitgeber, teilt dazu mit, der Geschäftsführer habe seine Ziele nicht erreicht.Das läßt aufmerken.Gewiß wird Vögeles Metropol-Konzept durch seinen Rauswurf in Baden-Baden nicht schlechter.An seiner Eignung, ein ungleich komplizierteres Unternehmen in einer ungleich komplizierteren Situation zu betreuen, muß nach der Kündigung allerdings gezweifelt werden.Radunski ist dadurch in eine prekäre Lage geraten.Die Frage wird sein, ob die Dekra, bei der Vögele weiterhin in leitender Funktion tätig bleibt, nach dem Baden-Badener Fiasko ihre finanziellen und konzeptionellen Zusagen noch einhält.Andernfalls steht Radunski vor einem Scherbenhaufen.Aus dem ansonsten fruchtlosen Auswahlverfahren war die Dekra als einziger Hoffnungsschimmer hervorgegangen.Mit viel Mühe wurde das Dekra-Konzept der Öffentlichkeit vermittelt.Es schien Anlaß zu vorsichtigem Optimismus, nachdem der Zeitpunkt der Wiedereröffnung immer wieder verschoben worden war, zuletzt auch über den lange als "spätesten Termin" genannten 100.Geburtstag des Theaters im Herbst dieses Jahres hinaus.Doch die Sache hat auch ihr Gutes.Zwingt sie doch die Kulturpolitiker in Senat und Abgeordnetenhaus, endlich klar zu sagen, wie sie sich die Zukunft des Hauses vorstellen.Dabei muß der Senator Fakten liefern, nicht länger nur Absichtserklärungen.Wer widerspricht, muß dann plausible Alternativen bieten.Radunski, das darf man ihm glauben, will eine rasche Wiedereröffnung.Ob er dafür nach der Entlassung Vögeles noch eine Chance sieht, wird vorläufig sein Geheimnis bleiben.Dabei hat sich so viel gar nicht verändert: Seit Wochen quält sich eine unter strengem Verschluß gehaltene Senatsvorlage durch die Instanzen.Die Sommerpause steht vor der Tür.Danach ist Wahlkampf.Der Ausgang der juristischen Verfahren, mit denen entlassene Mitglieder des Hauses auf Wiedereinstellung klagen, ist völlig ungewiß.So hat nicht Vögeles Entlassung das geschlossene Haus plötzlich wieder in eine Schieflage gebracht, sondern eine Situation verdeutlicht, für die eine oft schwer nachvollziehbare Kulturpolitik der Großen Senatskoalition verantwortlich ist.Es ist höchste Zeit für ein klärendes Wort.Obwohl Berlin nicht Baden-Baden ist.

mmw

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