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Kultur: Rechter Ton

Mit Geist, aber ohne Gag: das Belgische Jugendorchester

Vom Vorrecht der Jugend, gelegentlich auch mal kräftig über die Stränge zu schlagen, macht das Filharmonisch Jeugdorkest van Vlaanderen (Belgien) keinen Gebrauch. Im Gegenteil: Es kommt mit seinem Dirigenten Johannes Leertouwer sehr diszipliniert daher, legt einen musikalisch außerordentlich guten Geschmack an den Tag und nimmt mit schwarzsamtigem Klang für sich ein. Sympathisch, dass es auch in der Werkwahl nicht nach den Sternen greift und zum Abschluß mit Sibelius’ „Fünfter“ jeden effektheischenden Eindruck vermeidet.

„Fast zu ernst“, um mit Robert Schumann zu sprechen, sogleich der Auftakt mit Witold Lutoslawskis Trauermusik für Streichorchester „Zum Gedenken an Béla Bartòk“. In ihrer so strengen Formung wie aufbegehrenden Expressivität kam der Lutoslawski spannungsgeladen und überlegen ausbalanciert bis ins kleinste Detail herüber. Das war der große Augenblick des belgischen Abends im Konzerthaus. Johannes Leertouwer erwies sich bereits hierbei als ein Dirigent, der die gedanklichen und strukturellen Eigenheiten der jeweiligen Partitur scharf ins Visier nimmt. Die Es-Dur-Sinfonie des eigenwilligen Finnen Sibelius erklang zwar nicht hundertprozentig schallplattenreif, aber immerhin in einem dynamisch biegsamen und weitgezogenen Ausdrucksbogen. Allein die wundervoll homogen wogende Horngruppe war eine Freude für sich.

Luk Nielandt, Solo-Oboist der Brüsseler Oper, erwies sich als eloquenter und brillanter Vertreter seines Instrumentes beim Oboen-Konzert „Triptiek“ des 1956 geborenen Luc van Hove. Ein expansibles Espressivostück mit einer feinen Variabilität des lyrisch Leisen. Sogar eine Uraufführung, ein Auftragswerk von Young Euro Classic, bescherten die Belgier: eine „Nachtmusik“ von Frank Agsteribbe (geb. 1968). Der jongliert wie Hindemith mit altmeisterlichen Techniken und Modellen und gibt sich als ein klangverliebter und „gelahrter“ Mann zu erkennen, ohne ins Kunsthandwerkliche abzurutschen. Und erntet dafür viel Beifall - wie alle anderen auch. Eckart Schwinger

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