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Handfeuerwaffen in den USA. Geht es nach Thorsten Schulte, dem Autor von „Kontrollverlust“, sollte man ihren Besitz auch in Deutschland legalisieren.

© EPA/ANDREW GOMBERT

Rechtes Erfolgsbuch „Kontrollverlust“: Versilberter Populismus

Mit „Kontrollverlust“ führt wieder ein neurechtes Sachbuch die Spiegel-Bestsellerliste an. Der Banker Thorsten Schulte wirft Merkel darin Rechtsbruch vor - und erklärt Waffenbesitz zum Naturrecht.

Es gehört zum Wesen von Bestsellerlisten und des Buchmarkts überhaupt, dass dort regelmäßig Namen unbekannter Autoren und Autorinnen auftauchen. Anders ist das bei Verlagen, die unterliegen keiner großen Fluktuation. So merkt man dann auch sofort auf, wenn, wie in den vergangenen Wochen, ein Buch des Kopp Verlages vorn in den Sachbuchcharts des „Spiegels“ steht und es diese Woche sogar anführt: Thorsten Schultes „Kontrollverlust“. Kopp ist ein rechter Verlag mit Sitz im schwäbischen Rottenburg am Neckar. Hier sind zum Beispiel die Bücher des Anfang dieses Jahres verstorbenen Autors Udo Ulfkotte erschienen, Bücher, die vor Islamismus, Parallelwelten oder dem „Albtraum Zuwanderung“ warnen und mitunter ebenfalls zu „Spiegel“-Bestsellern avancierten.

„Kontrollverlust“ passt natürlich gut ins Programm dieses Verlages. Darin versucht der 1973 geborene Unternehmensberater Schulte, der vor zwei Jahren aus der CDU austrat und lange Jahre bei der Deutschen Bank als Investmentbanker tätig war, zu erläutern, wie sehr die Finanz- und Flüchtlingspolitik der Merkel-Regierung dem Land schadet. Schulte setzt sich mit Plänen auseinander, die vorsehen, das Bargeld abzuschaffen, plädiert für dessen Beibehaltung, gibt Anlagetipps, rät zu Silber (worüber er im Kopp Verlag schon zwei Bücher geschrieben hat, „Silber – das bessere Gold“), wirft Merkel wegen ihrer Haltung vor zwei Jahren Rechtsbruch vor, errechnet die Kosten der Zuwanderung, die natürlich – wer hätte das gedacht? – immens sind, und spricht sich in diesem Zusammenhang gleich noch für das Recht auf einen privaten Waffenbesitz aus: „Ist es nicht ein Naturrecht, sich selbst verteidigen zu dürfen?“.

Eine verschwörungstheoretische Schrift, die das Gruseln lehrt

Thorsten Schulte lehrt mit seiner verschwörungstheoretischen Schrift das Gruseln, und auf den einschlägigen Internetseiten finden sich einmal mehr die üblichen Vorwürfe, die „Mainstreammedien“ und der Buchhandel würden das Buch ignorieren und boykottieren. Was seinen Erfolg nur befördert – einen Bucherfolg, der nach dem Einzug der AfD in den Bundestag ins Bild passt, zumal Schulte auf AfD-Wahlkampfveranstaltungen Vorträge hielt. Da-didel-dum, der Populismus geht um. Am Ende hofft man ausnahmsweise einmal inständigst, dass Bestseller wie diese nicht zuletzt daher resultieren, dass die Buchverkäufe rückläufig sind und ein paar zehntausend Exemplare ausreichen, um in die Top Ten der Sachbuchcharts zu gelangen.

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