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Kultur: Reich sind immer die anderen

über Armutsexperten und Pantoffelreisende Solche Probleme hätte ich auch gern: Wie werde ich mit Stil arm? Um sich mit dieser Frage herumzuschlagen, muss man vom Kaviar auf die Currywurst gekommen sein.

über Armutsexperten und Pantoffelreisende Solche Probleme hätte ich auch gern: Wie werde ich mit Stil arm? Um sich mit dieser Frage herumzuschlagen, muss man vom Kaviar auf die Currywurst gekommen sein. Aber ganz so schlimm wird es Alexander Graf von Schönburg , den Bruder von Gloria von Thurn und Taxis, schon nicht getroffen haben. Immerhin hat er eine flotte Anleitung zur „Kunst des stilvollen Verarmens“ (Rowohlt Berlin) verfasst. Der wahre Reichtum, erklärt er darin, liege im Konsumverzicht. Hm. Die Konjunkturbeauftragten im Staate werden nicht amüsiert sein. Und Hartz-IV-Empfänger könnten Zynismus wittern. Aber es ist bestimmt ganz anders gemeint. Schönburg stellt sein Buch heute im Kulturkaufhaus Dussmann , im Gespräch mit Asfa-Wossen Asserate („Manieren“) vor.

Ein bisschen mehr Geld hätte in der Schatulle von Jules Verne klimpern können. Wenn, ja wenn der Autor, dessen Todestag sich am 24.3. zum 100. Mal jährt, sich nicht von seinem schlitzohrigen Verleger Pierre-Julius Hetzel gründlich hätte übervorteilen lassen. Sämtliche Rechte an seinen Best- und Longsellern hat er ihm gegen ein monatliches Salär abgetreten. So konnte der „Forschungsreisende in Pantoffeln“ durchaus nicht in Champagner baden. Bitter ist zudem, dass das Jubiläum dem Berliner Lesebetrieb durch die Lappen geht. Und das, obwohl gerade eine vorzügliche neue Biografie des Verne-Experten Volker Dehs (Artemis & Winkler) erschienen ist. Deswegen ausnahmsweise der Hinweis auf das Feature „Im Ballon mit Fantomas und Dante“ ( Deutschlandradio Kultur , 22.3., 19 Uhr 30) und eine kleine Reihe im 3Sat -Fernsehen („nano“, 22.-24.3., je 18 Uhr 30), die den „Mann, der die Zukunft erfunden hat“, ehrt.

Wenn gilt: „Viel Feind, viel Ehr’“, dann ist Martin Walser sicherlich der höchstgeehrte Gegenwartsautor deutscher Sprache. Über einen Mangel an Feinden kann er sich jedenfalls seit seiner Paulskirchenrede (1998) und dem Roman „Tod eines Kritikers“ (2002) kaum beklagen. Nun versucht Jörg Magenau mit der ersten großen Walser-Biografie (Rowohlt), das Leben und Werk hinter den skandalträchtigen Schlagwörtern (die Holocaust-Thematisierung als „Moralkeule“, „Antisemitismus-Verdacht“) kenntlich zu machen. Am 23.3. (20 Uhr) können Sie bei der Buchpremiere in der Akademie der Künste dabei sein.

Seit 1999 gibt es den „Welttag der Poesie“, ins Leben gerufen von der Unseco. Der Kulturorganisation geht es darum, die Sprachenvielfalt zu fördern und der Lyrik ein eigenes Gewicht zu verleihen. Deswegen wird der Welttag der Poesie heute mit Dichtern aus Rumänien, Norwegen, Tschechien, Brasilien, Argentinien und den USA in der Stiftung Brandenburgisches Tor (20 Uhr, Max Liebermann Haus, Pariser Platz 7) gefeiert. Um Anmeldung wird gebeten (Tel. 2263 3030), der Eintritt ist frei.

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