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Das Weltall, unendliche Weiten. Für Astronomen und Astrologen gleichermaßen interessant.

© AFP

Reihe "Mein Stern" (6): Sterngucker: Kreis, Kreuz und Mondknoten

Schau mal, was die Sterne sagen

Wenn auf Erden etwas Außergewöhnliches geschieht, greift der Mensch zu den Sternen. Himmelt sie an, die Stars der Stunde, bestirnt Köche, Hotels. Leuchte uns heim in dunkler Nacht: eine kleine Sternenkunde zwischen den Jahren.

Eine Winternacht, klirrekalt und frostklar. Unter den Stiefeln knirscht der Schnee. Berge schlafen unter bleichen Mützen. Die Lichter des Dorfes bleiben nach und nach zurück. Ein Hund bellt, ein Auto fährt, dann ist es still. Noch ein paar Schritte durch krachende Kristalle, dann finden die Füße festen Stand. Der Kopf liegt im Nacken. Der Blick wandert hoch in das funkelnde Firmament.

Das Weltall, unendliche Weiten. So herrlich, so erhaben. Nichts lehrt mehr Demut, lässt mehr Staunen, macht so klein und zugleich so groß. Beim Anblick des Wintersternbilds Orion, des Jupiters, des hellsten Fixsterns Sirius oder der Tierkreiszeichen fällt alle Erdenschwere ab. Da fühlt man sich Immanuel Kant seelenverwandt, der eine ehrfürchtige Linie zog vom „bestirnten Himmel über mir und dem moralischen Gesetz in mir“. Da möchte man mit Choraldichter Philipp Nicolai jubilieren „Wie schön leuchtet der Morgenstern“.

Venus ist Morgen- und Abendstern

Überhaupt, wo ist sie denn, die Venus, der strahlende Planet, den die Menschen je nach der Position seines Laufs um die Sonne den Morgen- oder den Abendstern nennen? Ach ja, ganz vergessen, das neben dem Mond hellste Gestirn ist ob seiner Nähe zur Sonne ja nie nächtens zu sehen. Und doch hat seine zeichenhafte Leuchtkraft am frühen Abend oder Morgen sowohl Mythologen als auch Astronomen und Astrologen durch die Jahrhunderte, ach was, die Jahrtausende fasziniert. Beide sonst auf strikte Abgrenzung bedachten Sternguckerzünfte teilen sich sogar das für Weiblichkeit stehende Venussymbol mit der Göttin aus der griechischen Sage: Kreis und Kreuz sind die stilisierte Abbildung ihres Handspiegels.

Schöne Venus, magisches Firmament. Wer wollte beim Anblick dieser glitzernden Pracht nicht an Götter oder Wunder glauben? An intelligentes Leben irgendwo da draußen. An Wurmlöcher, die Sternenreisen möglich machen. Daran, dass Sterne und Schicksal zusammenfallen. Daran, dass es das ganze nächste Jahr hindurch für Waage-Geborene zu besonderen Begegnungen kommen kann, weil sich die Mondknotenachse durch das Sternbild bewegt, wie es das Horoskop verheißt. Und daran, dass das Jahr, das in Berlin laut Wetterbericht in der Silvesternacht verhangen beginnt, trotzdem übersät von Sternstunden ist.

Denn das Himmelszelt, das steht ja nicht nur über dem Gebirge, wo Frost kälter, Luft dünner und Kunstlicht geringer sind. Das wölbt sich ja genauso über der brandenburgischen Ebene, über Lochow und Gülpe im Westhavelland. Da, wo die International Dark Sky Association dieses Jahr den ersten deutschen Sternenpark ausgerufen hat. Ja, wo sich sogar Zodiakallichter und Polarlichter sehen lassen. Ganz selten nur, aber gewiss im neuen Jahr.

Weißt du, wie viel Sternlein stehen, an dem blauen Himmelszelt? Allmählich wird der Nacken steif. Gut, dass die tauben Füße nicht angefroren sind. Gehen fällt auch mit leichtem Herzen schwer. Im Dorf bellt ein Hund.

Hiermit endet unsere Serie. Bisher erschienen: Zimtstern (24. 12.), Gourmet-Sterne (27. 12.), Rote Sterne (28. 12.), Sonne (29. 12.), Sternschnuppe (30. 12.)

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