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Kultur: Reise ohne U-Bahn

ROCK & POP

Es gibt Konzerte, zu denen man auch wegen des Vorprogramms geht. Auf Cindy Bullens sind wir nach ihrem hervorragenden Album „Neverland“ mehr als gespannt. Kurz vor zehn steht die burschikose Lady im Knaack auf der Bühne. Schwarze Lederjacke, Jeans aus derbem Stoff, schwere Biker-Boots und kurze blonde Haare. Etwas schrammelig und verstimmt klingt die Gitarre, etwas nervös wackelig die Stimme. Doch Cindy spielt sich ein, ihre Stimme wird kräftiger und sicherer. Schließlich lacht sie, rockt heftig zu „Sensible Shoe“, und legt nach einem halben Dutzend eigener Songs noch einen schönen Springsteen drauf: „If I Should Fall Behind“.

Auch Elliott Murphy kommt ganz in Schwarz: New-York-Cool. Im Schlepptau den langjährigen Weggefährten Olivier Durand. Zwei Akustikgitarren, ruhiger Beginn. Als hervorragendes Duo waren die beiden schon einige Male in Berlin. Diesmal kommen ein Bassist und ein Drummer als Verstärkung hinzu. Sie machen gewaltig Dampf. Cindy Bullens kommt zurück mit Gitarre, Gesang und Tamburin. Eine Wand von drei Akustikgitarren. Olivier Durand illustriert seine furiosen Solos mit eleganter Körperarbeit. Murphy hält dagegen und singt, was das Zeug hält, mit dieser coolen Stimme zwischen Dylan, Reed und Bowie. Hinten knüppelt Danny Montgomery in sein Schlagzeug.

Die Band und ihr Publikum haben so viel Spaß an dieser wunderbaren Musik, dass sie gar nicht mehr aufhören wollen und nochmal ein halbes Dutzend Zugaben nachlegen. Bis um eins. Dann sind auch die letzten U-Bahnen weg. Egal, für so ein Konzert nimmt man’s in Kauf.

H.P. Daniels

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