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Kultur: Religiöses aus dem Untergrund

KUNST

Sein Reich ist die Straße, sein Charakter zwielichtig, bisweilen obszön. Exu, dem Herrn der Wege, widmete der Brasilianer Mario Cravo Neto seine Dia-Projektion „Laróyè", die derzeit in der Gruppenausstellung „Bahia de Todos os Santos“ in der Berliner ifa-Galerie zu sehen ist (bis 22. 12., Di bis So 14 bis 19 Uhr). Exu zählt zu den Gottheiten, denen in der Religion des „Candomblé" jeweils ein bestimmter Charakter zugeordnet wird. Sie hat ihr Zentrum in Salvador de Bahia, der alten Sklavenstadt im Nordosten Brasiliens. Erst in diesem Jahrhundert trat der Candomblé, lange nur im Untergrund praktiziert, öffentlich in Erscheinung. Etliche Heilige sind im Volksglauben miteinander verschmolzen. Eine Fotografie des Franzosen Pierre Verger zeugt von der Verehrung der Meeresgöttin Iemanjá: Eine Prozession schreitet zum Meer, angeführt von einer farbigen Frau in weißem Gewand. Auf ihrem Kopf balanciert sie ein Gefäß mit Opfergaben. Dem Künstler Marepe geht es um soziale Aspekte. Gemeinsam mit Jugendlichen stellte er pastellfarbene Zuckerwatte her, die in riesigen Trauben an einer Palme befestigt und dann verschenkt wurde. „In einer verarmten Region wie Bahia hat der Candomblé eine immense sozialhygienische Komponente“, so Kuratorin Karin Stempel, „Aufgestaute Potenziale werden in positive Lebensenergie verwandelt.“

Inge Pett

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