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RENÉ POLLESCH INSZENIERT „Diktatorengattinnen I“: Die Arroganz der Macht

Alles fing an mit einem Witz. Jemand aus dem Volksbühnenkreis hat behauptet, das Tolle an dem Haus sei, dass man mit den Frauen des Ensembles die Gattinnen sämtlicher Diktatoren besetzen könne.

Von Sandra Luzina

Alles fing an mit einem Witz. Jemand aus dem Volksbühnenkreis hat behauptet, das Tolle an dem Haus sei, dass man mit den Frauen des Ensembles die Gattinnen sämtlicher Diktatoren besetzen könne. René Pollesch unterzieht diese Behauptung nun einem gewitzten Bühnen-Check, zumal er in dieser Besetzungsliste auch subversives Potenzial gewittert haben mag. Und da der Prater, sein eigentliches Domizil, derzeit saniert wird, wird das Regime der Frauen beziehungsweise Gattinnen im Großen Haus der Volksbühne ausgerufen.

Bert Neumann hat ein Oval Office gebaut, in dem die Queen, Imelda Marcos, Elena Ceausescu schalten und walten. Nicht nur sie allein: Die Drei haben sich nämlich Doppelgängerinnen zugelegt, um möglichen Attentaten zu entgehen. Wer Pollesch kennt, weiß, dass hier nicht allein ein intelligent-amüsantes Verwirrspiel um Rollenidentitäten angezettelt wird. Sein theoriebefeuertes Theater sucht den Kurzschluss mit den aktuellen Diskursen. Diesmal ist es ein Diktum Baudrillards, das es zu überprüfen gilt: „Unerträglich ist weniger das Unglück, das Leid oder die Armut als vielmehr die Macht selbst und ihre Arroganz.“ Als Diktatorinnen des Herzens treten auf: Sophie Rois, Christine Groß und Mira Partecke. Und Volker Spengler wird wohl wieder seine Uniform und Rolle sprengen. Die First Ladies üben sich in einem „Leben im Selbstwiderstand“ – keine leichte Subjekt-Position. Und gewiss keine gewaltfreie Praxis. Pollesch hat schon angedroht: Diesmal wird kalt aus der Hüfte geschossen. Und „Diktatorengattinnen II“ folgt dann nächstes Jahr im April. Sandra Luzina

Volksbühne, Mi 17.10., 19.30 Uhr (Premiere),

Fr 19.10., Sa 27.10., 19 Uhr, 10-30 €

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