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Kultur: Retro-Trip

Thom Yorke und Nigel Godrich im Berghain.

Wenn man mit seiner Band bereits die größten Stadien der Welt gefüllt hat und weiß, dass jedes weitere Album sowieso die Spitzen der wichtigsten Charts erobern würde, dann sucht so mancher Popstar nach neuen Herausforderungen. So auch Thom Yorke, der Sänger von Radiohead. Jetzt steht er auch noch Atoms For Peace vor, in der manche eine Supergroup des Pop sehen wollen, weil neben Yorke weitere prominente Musiker beteiligt sind, etwa Flea von den Red Hot Chili Peppers. Bei der Tour von Atoms For Peace, die die Band auch ins Berghain in Berlin führt, erlebt das Publikum freilich die etwas abgespecktere Version des Projekts. Nigel Godrich, langjähriger Produzent von Radiohead, und Yorke präsentieren das gerade erschienene Debütalbum von Atoms For Peace als Duo.

Das bedeutet vor allem, dass der Rockanteil der Platte auf null heruntergefahren wird und ein waschechter Dance-Act über die Bühne geht. Der ewig grüblerisch und introvertiert wirkende Thom Yorke als echter Raver, das ist schon eine ganz besondere Transformation. Seine langen Haare hat er zum Zopf gebunden, zappelt er pausenlos zu den Dancebeats von Nigel Godrich. Gelegentlich schnappt er sich die Gitarre, ohne dass sich das musikalisch groß auswirken würde, und legt sein weinerliches Stimmorgan über die suppige Elektronik, die nach jener Musik klingt, wie sie auf Raves Mitte der Neunziger gespielt wird: trippig, Ecstasy-selig. Man denkt streckenweise gar an Underworld, nur dass deren Maximal-Rave das Publikum in Ekstase versetzt, während Atoms For Peace kaum für Euphorie sorgen können. Zum Glück kann man gleich nach dem Konzert in die Panoramabar gehen und richtig tanzen. Andreas Hartmann

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