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Das Postfuhramt in Berlin. Die C/O Galerie muss bald raus.

© dpa

Kulturstandort gesucht: C/O Galerie heimatlos

Die Fotogalerie C/O Berlin muss aus dem alten Postfuhramt ausziehen, spätestens Ende März, das ist mittlerweile unausweichlich. Mehrere neue Standorte sind im Gespräch - darunter auch das Amerika-Haus.

Eins ist klar: Die Galerie C/O Berlin muss aus dem alten Postfuhramt an der Oranienburger Straße in Mitte ausziehen, und das bald. Ein aussichtsreicher Kandidat scheint das Amerika-Haus in Charlottenburg zu sein. Das aus den 50er Jahren stammende Baudenkmal am Bahnhof Zoo wird zum Jahreswechsel frei, weil der dreijährige Nutzungsvertrag des Regionalmanagements City West ausläuft. Für die Fotogalerie C/O bestätigte am Donnerstag deren Sprecher Mirko Nowak das Interesse an dem Standort. Es handele sich allerdings „um eine Option unter vielen“.

Noch im August hatte sich C/O-Leiter Stefan Erfurt, wie berichtet, gegen einen Standort am Bahnhof Zoo und generell gegen einen Umzug in einen anderen Bezirk ausgesprochen: Man benötige die „Besucheranbindung“ in Mitte. Nach wie vor ist die renommierte Fotogalerie auch am ehemaligen Kunsthaus Tacheles an der Oranienburger Straße interessiert. Die schwierige Suche nach neuen Ausstellungshallen habe inzwischen aber auch dazu geführt, dass unter anderem ein Umzug nach Charlottenburg, nach Kreuzberg oder in die alte Bötzow-Brauerei in Prenzlauer Berg erwogen werde, sagt Sprecher Nowak. Die Senatskulturverwaltung unterstütze die Bemühungen, Staatssekretär André Schmitz sei „stark engagiert“.

Frei für Neues. Das Amerika-Haus am Bahnhof Zoo war ein US-Kultur- und Informationszentrum.
Frei für Neues. Das Amerika-Haus am Bahnhof Zoo war ein US-Kultur- und Informationszentrum.

© imagebroker / vario images

Der Sprecher der Senatskulturverwaltung, Günter Kolodziej, bestätigte „konstruktive Gespräche“ über einen Umzug ins Amerika-Haus. Wie der Tagesspiegel aus mehreren anderen Quellen erfuhr, hat sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vorbehalten, im Erfolgsfall den Durchbruch zu verkünden. Deshalb gibt es aus den beteiligten Landesinstitutionen derzeit nur spärliche Auskünfte. Der Liegenschaftsfonds teilte mit, die endgültige Entscheidung über die Zukunft des Amerika-Hauses sei noch nicht gefallen.

Nach wie vor ist geplant, die bisher nahe der Urania ansässige Landeszentrale für politische Bildung im Amerika- Haus anzusiedeln. Dem Vernehmen nach könne dieser rund ein Drittel der Fläche genügen. Die C/O-Galerie könnte das Foyer, den größten Teil des Veranstaltungsaals, die zweite Etage und wohl auch Kellerräume als Lager nutzen. Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Kulturstadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) zeigte sich überrascht, aber erfreut über die Idee. „Das passt“, sagte er und wies auf die Nachbarschaft zum Museum für Fotografie der Helmut-Newton-Stiftung in der Jebensstraße am Bahnhof Zoo hin.

Beats im Baudenkmal. Der Club „Department“ nutzt den Kuppelsaal im Postfuhramt. Aber Silvester ist Schluss.
Beats im Baudenkmal. Der Club „Department“ nutzt den Kuppelsaal im Postfuhramt. Aber Silvester ist Schluss.

© Thilo Rückeis

Das Amerika-Haus war einst ein Informations- und Kulturzentrum der USA. Der derzeitige Mieter, das Regionalmanagement City West, zieht provisorisch in das nahe Bürogebäude „City Light House“ um und sucht noch einen dauerhaften neuen Standort.

Im Postfuhramt hat der neue Eigentümer, der Medizintechnikhersteller Biotronik aus Neukölln, sowohl der Galerie C/O als auch dem Club „Department“ zum Jahresende gekündigt. Doch die Galerie will erst im Frühjahr 2013 ausziehen: „Der Mietvertrag gilt aus unserer Sicht bis Ende März“, sagt Sprecher Nowak. Dementsprechend sollen die laufende Joel-Sternfeld-Retrospektive und die Ausstellung zum „Deutsche Börse Photography Prize 2012“ bis zum 13. Januar gezeigt werden. Anschließend sind zwei weitere Ausstellungen geplant.

Seit dem Jahr 2000 hat C/O jährlich bis zu 15 Ausstellungen gezeigt, darunter etwa Fotos von Annie Leibowitz, Karl Lagerfeld und Robert Mapplethorpe. Rund 70 mögliche Ersatzstandorte haben die drei Gründer erfolglos geprüft. Ihr Favorit war die Jüdische Mädchenschule in der Auguststraße. Zuletzt wollten sie alte Atelierhäuser im Monbijoupark nutzen. Dafür gab es einen einstimmigen Beschluss der BVV Mitte, aber dann stoppte das Bezirksamt das Vorhaben wegen eines fehlenden Bebauungsplans.

Im „Department“ dreht sich die Discokugel nur noch an vier Wochenenden, anders als die Galerie muss der Club wohl zum Jahresende schließen. Geschäftsführer Felix Brandts rechnet damit, „dass wir Silvester hier die letzte große Party feiern“. Die Hoffnung auf eine Verlängerung hätten er und sein Geschäftspartner Tawan Tehrani aufgegeben. Der Club in dem großen Kuppelsaal gehörte zu einer der beliebtesten Party-Locations in Berlin.

Erst vor knapp einem Jahr hatten Tehrani und Brandt das „Department“ eröffnet, das früher als „Rodeo“ bekannt war. Bereits die vormaligen Betreiber Martin Hötzl und Daniel Bertzen erlebten ein ewiges Hin und Her, weil nie klar war, wann mit dem Umbau des Postfuhramts begonnen wird. Alle paar Monate wurde eine neue Abschiedsparty gefeiert. Doch Silvester, so scheint es, wird es tatsächlich die letzte sein.

Auch Tehrani und Brandts begeben sich nun wieder auf die Suche nach einer neuen Location.

- Die Galerie und der Club im Netz: www.co-berlin.info, www.department-berlin.com

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