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Kultur: Ringe und Kreistänzer - Das Konzert in der Werkstatt der Kulturen

Was der hohen Politik misslingt, scheint für die Musik oft spielerisch einfach: Menschen traditionell verfeindeter Volksgruppen wieder in so engen Kontakt zu bringen, dass sie sich über ihre Aversionen nur wundern können. Im Fall des prekären türkisch-griechischen Verhältnisses halfen die Erdbeben von 1999, um das Eis zu brechen.

Was der hohen Politik misslingt, scheint für die Musik oft spielerisch einfach: Menschen traditionell verfeindeter Volksgruppen wieder in so engen Kontakt zu bringen, dass sie sich über ihre Aversionen nur wundern können. Im Fall des prekären türkisch-griechischen Verhältnisses halfen die Erdbeben von 1999, um das Eis zu brechen. So ergriff der türkische Sänger Ferhat Güneyli, seit 1979 einer der wichtigsten Protagonisten der orientalischen Ethnopop-Szene Berlins, die Initiative für ein gemeinsames Konzert in der Werkstatt der Kulturen. Was bisher nur Mikis Theodorakis und Zülfü Livaneli wagten, scheint vor dem Hintergrund gemeinsamer Migrationserfahrungen umso leichter: Güneylis türkisch-deutsche Gruppe Die Schamanen sowie das Griechen-Quintett Anonimi fügen die weltmusikalisch recycelten Volkslieder Anatoliens und den flirrenden Rembetiko der Ägäis so stimmig zusammen, dass nicht nur für die dicht gedrängten Kreistänzer im Saal bald alle räumlichen Grenzen verschwimmen. Anonimi faszinieren durch die Präzision ihres instrumentalen Zusammenspiels. Ferhat Güneyli ist ein wahrhaft global agierender Musiker, der auf das Wechselspiel zwischen den Kulturen angewiesen ist: Seine Videoclips, gedreht am Kottbusser Tor, erreichen seine hiesigen Landsleute vor allem über das türkische Fernsehen. Beim gemeinsamen großen Finale wird es schließlich richtig eng auf der Bühne.

Jochen Metzner

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