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Auf dem Teppich. Robert De Niro am Eröffnungsabend des Filmfestivals von Sarajevo.

© AFP

Robert De Niro beim Filmfest Sarajevo: Ein Herz, ein Taxi und Trump

"Donald Trump redet lächerliches Zeug": Hollywoodstar Robert De Niro eröffnet das Filmfestival von Sarajevo.

Über die schönste Festival-Location in Ex-Jugoslawien verfügt ohne Frage Pula: Dort werden die Filme wie zu Zeiten des cinephilen Tito in der römischen Arena gezeigt, die aussieht wie eine verkleinerte Version des Kolosseum in Rom. Den Rang als bedeutendstes Festival der Region haben die Kroaten allerdings schon lange an ihre bosnischen Nachbarn verloren. Denn das Sarajevo Filmfestival wird - trotz seines Schwerpunktes auf Produktionen aus Südosteuropa - auch immer wieder von Hollywoodstars besucht.

So waren hier schon Morgan Freeman, Angelina Jolie, Charlotte Rampling, Michael Fassbender und im letzten Jahr Benicio del Toro zu Gast. Diesmal ist Festivaldirektor Mirsad Purivatra ein besonderer Coup geglückt: Er konnte Robert De Niro für die Eröffnung der 22. Ausgabe gewinnen, bei der eine restaurierte Fassung von Martin Scorseses „Taxi Driver“ als kurzfristig bekanntgegebener „Überraschungsfilm“ auf dem Programm steht.

Fans warten dicht gedrängt auf den Hollywoodstar

Dicht gedrängt warten am Freitagabend einige hundert Fans an der Straße vor dem Nationaltheater auf den zweifachen Oscarpreisträger. Ein Polizeiauto fährt voraus und lässt seine Sirene kurz aufheulen. Als sei das seine Ankündigungsfanfare, steigt Robert de Niro unter dem Jubel der Menge aus dem schwarzen Mini-Bus und beginnt seinen Weg über den roten Teppich. Die hochgereckten Mobiltelefone fotografieren, was das Zeug hält und das Moderatoren-Duo eines Lokalsenders bekommt ein Exklusiv-Interview mit dem vollbärtigen Star. Autogramme gibt er nur wenige, was ihm ein paar Buhs einbringt. Aber es ist auch schon spät geworden. Robert De Niro muss auf die Bühne und dann gleich weiter ins Freiluftkino Metalac, wo „Taxi Driver“ gezeigt wird und Mirsad Purivatra ihm das "Herz von Sarajevo" für sein Lebenswerk verleiht. „Ich glaube, es gibt keine andere Stadt, die im Angesicht einer so großen Tragödie so viel Herz gezeigt hat“, sagt er in seiner Dankesrede und spielt damit auf die Gründung des Festivals während der dreijährigen serbischen Belagerung an. Sein eigenes Tribeca Filmfestival sei ebenfalls in dunkler Zeit, nach den Anschlägen vom 11. September 2001, ins Leben gerufen worden. Beide setzten auf die Kraft der Kunst und des Films, die Menschen zu vereinigen.

Er besichtigt Sarajevo und poltert gegen Trump

Am Nachmittag hatte sich Robert De Niro die Stadt zeigen lassen. So besuchte er den jüdischen Friedhof sowie den Tunnel, durch den während des Krieges Nahrungsmittel in die Stadt gebracht und Menschen aus ihr evakuiert wurden. Am Sonnabend gibt es im Nationaltheater dann noch eine Zugabe mit dem New Yorker Schauspieler, der nächste Woche 73 wird: ein öffentliches Gespräch mit dem ehemaligen „Screen“-Journalisten, Produzenten und Festivalmacher Mike Goodridge, der auf die ungebrochene Relevanz des 40 Jahre alten „Taxi Driver“ zu sprechen kommt. In der Tat ist dieses Psychogramm eines haltlosen, sexuell frustrierten Ex-Marines, der sich in einen gewalttätigen Wahn hineinsteigert, hochaktuell in Zeiten, in denen die Radikalisierung junger Männer die Welt in Atem hält wie selten zuvor. De Niro denkt allerdings in eine andere Richtung. Er zieht einen Vergleich zwischen der Irrationalität seiner Figur Travis und dem republikanischen Präsidentschaftskanditaten Donald Trump, der „verrücktes, lächerliches Zeug daherredet“. Beim „Taxi Driver“-Dreh habe er übrigens mitunter improvisiert. Die berühmte Szene vor dem Spiegel etwa habe er eingebracht. „Soweit ich mich erinnere. Marty hat das sicher anderes im Kopf“, sagt er lachend. Zum Schluss verrät er noch, dass es nächstes Jahr die erste Wiedervereinigung des Dream Teams De Niro/Scorsese seit 1995 gibt: „The Irishman“ heißt das Gangsterdrama, in dem auch Harvey Keitel und Al Pacino mitspielen. Vielleicht schaut einer von ihnen ja in den nächsten Jahren mal in Sarajevo vorbei. Ihrem Kollegen scheint es hier gefallen zu haben.

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