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Kultur: Rolf Hochhuth: Volk und Held

Gelassen, heiter fast plauderte Dietrich Simon am Sonntagabend in der Berliner Akademie der Künste über Rolf Hochhuth, den Siebzigjährigen. Es ist eine Abschiedsrede - und eine Rechenschaft.

Gelassen, heiter fast plauderte Dietrich Simon am Sonntagabend in der Berliner Akademie der Künste über Rolf Hochhuth, den Siebzigjährigen. Es ist eine Abschiedsrede - und eine Rechenschaft. Rechenschaft darüber, wie sich der Verlag Volk und Welt Berlin so zum Werk des Moralisten verhielt, dass es in der DDR gedruckt werden konnte. Simons freundliche, manchmal bissige Selbstironie mit der Aufzählung bewusster und unbewusster Fehlinterpretationen öffnet aber besonders listenreich den Weg zum Verständnis des eigenwilligen Autors. Beschrieben wird die tragische Grundstimmung im Werk des Rolf Hochhuth, ein Pessimismus, der Geschichte aus blindem Fortschrittsglauben herausreißt. Aber Simon würdigte auch das unablässige Suchen nach der Verantwortung des einzelnen im Werk des Jubilars, die Überzeugung, dass da ein Weg lang geht, wo das Individuum sich seiner moralischen Pflicht bewusst ist.

Diese Laudatio zum 70. Geburtstag Rolf Hochhuths in der Akademie ist auch Zeugnis jahrzehntelanger tapferer verlegerischer Bemühungen nicht nur um Rolf Hochhuth, sondern um die Vermittlung großer, kritischer, dem realen Sozialismus gegenüber unangepasster Literatur in der DDR überhaupt. Der Weg ist zu Ende. Noch ein Band mit Gedichten Rolf Hochhuths und ein kleines Restprogramm zum Herbst wird der Verlag Volk und Welt vorlegen, dann gibt es nur noch den Namen innerhalb einer großen Verlagsgemeinschaft - nicht mehr in Berlin, in München. Und Simon, letzter leitender Lektor, stellt seine Arbeit ein: Abschied des Verlegers zum Geburtstag eines seiner wichtigsten Autoren. Was Rolf Hochhuth dann aus dem eigenen Werk in der Akademie liest, hat mit der Kraft der Schwachen zu tun, mit stillem Heldentum und mit kleinbürgerlicher Feigheit auch, mit Ungerechtigkeit und Raffgier. Ein Mann durchleuchtet die Geschichte, der den Armen, Missachteten, Vergessenen Raum schaffen will, der den Mächtigen und Herrschenden nichts durchgehen lässt, ob in Stücken und Romanen, ob in Gedichten und Anekdoten.

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