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Kultur: Rolling Stone

Die Frau aus Basic Instinct öffnet bei CINEMA FOR PEACE die Brieftaschen der Gäste – mit einer wilden Performance

Sharon Stone muss man live als Auktionatorin erlebt haben, um zu verstehen, was das eigentlich Irre ist an Hollywood-Stars. Länger als eine Stunde steht sie am späten Montagabend bei der Cinema-for-Peace-Gala im Konzerthaus auf der Bühne, um bei der Versteigerung den Gästen das Geld aus der Tasche zu locken. Kein leichter Job in dieser Stadt. Aber die Hollywood-Diva gibt wirklich alles. Sie droht als Vamp, schmollt als Nymphchen, mahnt als Gouvernante, reißt mit als Cheerleader. „Kommt schon, ihr ungezogenen kleinen Deutschen, nun bietet endlich!“, lockt sie. „Für 7000 Euro kannst du die Karten haben“, ruft sie Florian Langenscheidt zu und blickt ihn fest an. „Dem kann man sich nicht entziehen“, sagt der Verleger, nachdem er den Zuschlag erhalten hatte: für Eintrittskarten in Konzerte mit Lionel Richie, Aerosmith und Sting.

Zwei Karten für eine von ihr selbst und Elizabeth Taylor unterstützte CharityGala in Cannes erbringen unglaubliche 42 000 Euro. „Da fangen wir gar nicht erst unter 20 000 an, das ist ein Riesenspaß, das ist fantastisch, und es ist ganz schwer, da reinzukommen“, sagt Stone. „Ich hab’s auch nicht geschafft“, ruft Richard Gere dazwischen, dann gibt es kein Halten mehr. Gestiftet hat die Karten Hermann Bühlbecker, Chef des Printen-Hauses Lambertz, der Sharon Stone schon in Los Angeles als Auktionatorin erlebt hatte. „Sie ist großartig. Es ist nur schwer, sie zu bekommen.“ Am Ende gerät sie bei Tickets für Tokio Hotel ins Stocken, bis Richard Gere ihr zur Seite springt. Als die Sänger auf die Bühne kommen, ruft sie: „Schaut euch diese süßen Kinder an, nun zeigt alle, dass ihr die lieb habt und bietet.“ Da hat sie ihre elfenbeinfarbenen Dior-Pumps schon abgestreift und tanzt barfuß umher mit scharlachrot lackierten Zehennägeln.

Cinema for Peace ist immer gut für Überraschungen. Gegen Ende setzt sich Richard Gere an den Flügel, während Sharon Stone die Gäste dramatisch bittet, auf die Bühne zu kommen und jeweils 2000 Euro für tibetische Flüchtlingskinder zu spenden: „Bitte stehen Sie auf, um ein Leben zu ändern. Denken Sie an Kinder, die weinen, weil man ihnen nichts zu essen geben kann. Sie müssen dafür nur auf ein paar Restaurantbesuche verzichten.“

Während sie sich dafür bedankt, auf der Bühne stehen und Gutes tun zu dürfen, haut Richard Gere immer wieder in die Tasten. „Er ist wie mein kleiner Bruder. Ich liebe ihn, aber er nervt auch total.“ Wieder steigert sie sich: „Helfen Sie ihm und den Flüchtlingskindern. Zeigen Sie Richard, dass Sie ihn lieben, obwohl er ein Idiot ist und sechs Jahre dieselbe Jeans trägt. Helfen Sie ihm!“ Furios improvisiert der Schauspieler zusammen mit der tibetischen Sängerin Soname Yangchen ein Konzert. Vor 16 Jahren ist sie bei ihrer Flucht sechs Wochen zu Fuß durchs verschneite Gebirge geirrt. Nun spielt Richard Gere neben ihr am Flügel, und sie textet spontan ein Lied dazu: „Das ist die Nacht, die man einmal im Leben erlebt, das ist die Nacht des Mondes und der Sterne …“

Obwohl oder gerade weil hier außerordentlich bewegende Momente entstehen, ist Cinema for Peace auch eine etwas anarchische Gala. Einige Gäste bemängeln organisatorische Defizite, und Bob Geldof fragt nach zwei Stunden, wo eigentlich die fucking Vorspeise bleibe. Am Ende ist Sharon Stone von Verehrern und Fotografen so umringt, dass sie kaum entkommen kann. Der Einsatz hat sich aber gelohnt. Insgesamt 343 000 Euro erbringt die Gala für tibetische Flüchtlinge und Kinder in Darfour. Stars wie Bob Geldof, Catherine Deneuve, Richard Curtis wollen etwas Gutes tun. Cinema for Peace schafft ihnen eine Gelegenheit dafür. So einfach ist das.

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