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Kultur: Rolltreppe zum Ruhm

ARCHITEKTUR

Einmal einen Hauptbahnhof bauen, ein Museum, einen Weltausstellungs-Pavillon oder gar ein Sportstation, welcher Architekt träumte nicht davon? Für das spanische Duo Antonio Cruz und Antonio Ortiz wurden diese Architektenträume Wirklichkeit, und große Bahnhöfe gibt es gleich zwei in ihrem Werk: die 1991 vollendete Station Santa Justa in ihrer Heimatstadt Sevilla und die Erweiterung des Baseler Hauptbahnhofs. Die Architekten präsentieren derzeit 20 Hauptwerke ihrer knapp drei Jahrzehnte währenden Arbeit in der Galerie Aedes East – in einer wenig anschaulichen Präsentation, wohingegen der Katalog uneingeschränkt zu empfehlen ist (Rosenthaler Straße 40, bis 12. Januar. Katalog 10 €). Dass Cruz und Ortiz trotz ihrer europaweiten Tätigkeit noch nicht zu Stars avanciert sind, liegt wohl daran, dass man ihre Architektur nicht auf den ersten Blick wiedererkennt – statt mit wiederkehrenden Motiven „branding“ zu betreiben, finden die 54 und 55 Jahre alten Sevillaner bei jeder Bauaufgabe zu neuen architektonischen Bildern. Ihr einziges in Deutschland realisiertes Gebäude war im Jahr 2000 der spanische Expo-Pavillon in Hannover. Das Kontinuum ihrer Arbeit ist eine undogmatische Modernität, die deshalb auch nicht vor großen Gesten zurückzuschrecken braucht – sie gelingen so überzeugend, dass man sich gar keine andere Lösung vorstellen kann. Souveränität belegt auch, wie gekonnt das Duo noch die nüchernsten Verkehrsflächen ihrer Großbauten in fabelhafte Räume verwandelt, weil das Licht die Hauptrolle spielt. Da wird in Sevilla sogar eine lange Reihe von Rolltreppen zum architektonischen Ereignis.

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