zum Hauptinhalt
Max und Leila spielen in Katharina Rohmanns Roman "Apfelkuchen und Baklava" die Hauptrollen.

© Illustration: Franziska Harvey

Roman einer Freundschaft: Was ist Heimat?

Kathrin Rohmann über den Neustart einer jungen Syrerin an einer deutschen Schule.

Leila wohnt nun in Großbödecke, das ist nicht eben Damaskus. Nach einer langen Reise ist sie mit ihren Brüdern Ferhad und Alan sowie ihrer Mutter angekommen. Die Familie hat eine kleine Wohnung gefunden, heute ist der erste Schultag für die Geschwister. Vater und Großmutter sind noch in Syrien und sollen nachkommen. Doch wann und wie bleibt offen. Die Brüder würden am liebsten einen Lebensmittelladen eröffnen, doch Mutter Aischa besteht auf dem Schulbesuch. Erst einmal etwas lernen, das ist wichtig für die Familie, für das Ankommen in Deutschland, der neuen Heimat. Das beginnt im Kleinen. Frühstück vor der Schule kannten die Kinder nicht, doch in Deutschland ist das so, und daher besteht die Mutter darauf. So beginnt das Abenteuer Schule in neuer Umgebung.

Kathrin Rohmann erzählt in ihrem Roman „Apfelkuchen und Baklava oder Eine neue Heimat für Leila“ von den ersten Schritten der elfjährigen Leila in der norddeutschen Kleinstadt und dem Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Sie geht nicht groß auf die Flucht als solche ein, auf die Situation in den Aufnahmelagern, sondern erzählt sensibel und behutsam vom Start in ein neues Leben. Ganz wichtig für Leila ist eine Walnuss, die ihr ihre Großmutter in Syrien geschenkt hat. Sie ist für Leila der Hort der Erinnerung an ihre verlorene Heimat, sie ist der Draht zur geliebten Großmutter – und daher ist es eine Katastrophe, als Leila diese Nuss in der Schule verliert.

Es ist vor allem Max, der ihr nach einigen Anlaufschwierigkeiten bei der Suche nach der Nuss hilft. Dabei spielen Backwaren zweier Kulturen, Baklava und Apfelkuchen, eine Rolle. Die Autorin hat ihre Personen klug gewählt, vor allem Max’ Großmutter aus Pommern gibt dem Roman eine neue, unerwartete Dimension. Abwechselnd wird die Geschichte aus der Sicht beider Kinder erzählt, was die Spannung erhöht. Rohmann hat mit vielen Geflüchteten gesprochen und am Ende ist ein Roman entstanden, der über den aktuellen Anlass hinausgeht. Was ist Heimat, was ist Freundschaft, was ist Zuhause? „Niemand verlässt seine Heimat mit zwei Plastiktüten voll Habseligkeiten nur zum Spaß“, sagt sie in einem Interview. Sie wirbt mit ihrem Roman für Offenheit und Verständnis.

Kathrin Rohmann: Apfelkuchen und Baklava oder Eine neue Heimat für Leila. Illustriert von Franziska Harvey. Boje Verlag, Köln 2016. 174 Seiten. 12,99 Euro. Ab zehn Jahren.

Weitere Rezensionen finden Sie auf unserer Themenseite.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false