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ROMANBIOGRAFIENeil Bolton liest aus seinem Erwin-Schrödinger-Roman: Katzen, Frauen, Nazis

Die Katze, mit der der Physiker Erwin Schrödinger die Absurdität der Quantentheorie aufzudecken versuchte, ist weltberühmt. Sie revolutionierte die Quantenphsyik.

Die Katze, mit der der Physiker Erwin Schrödinger die Absurdität der Quantentheorie aufzudecken versuchte, ist weltberühmt. Sie revolutionierte die Quantenphsyik. Sie fand aber auch literarisch ihren Niederschlag, so in Robert Anton Wilsons irrer Romantrilogie „Schrödingers Katze“, mit der Wilson diverse Verschwörungstheorien parodierte und ad absurdum führte.

Nicht so weltberühmt und nicht so zum Vorzeigen ist Schrödingers Privatleben genauso wie sein Verhalten zur Frühzeit des Nationalsozialismus. Schrödinger war ein ziemlicher Don Juan – was vermutlich den Physiker und Schriftsteller Ulrich Woelk zu seinem Roman „Schrödingers Schlafzimmer“ inspirierte. Und Schrödinger erwies sich als ängstlicher Opportunist, als die Nazis ihn 1938 zwangen, einen Brief zu unterschreiben, in dem er den Anschluss Österreichs an Nazi- Deutschland begrüßen sollte.

Mit dieser Erinnerung wiederum hebt die kunstvolle Romanbiografie „Ein Spiel mit geschliffenen Klingen“ des irischstämmigen Autors Neil Bolton an. Schrödinger befindet sich inzwischen als Emigrant im Dublin des Jahres 1941. Sein unrühmliches Verhalten damals, seine schwierige private und politische Position, seine Bewunderung für die Exaktheit mathematischer Gleichungen – all das hat der in London hauptberuflich bei dem Verlag Faber & Faber als Lektor arbeitende Neil Bolton zu einem schönen Roman über die existentielle Heimatlosigkeit des weltberühmten Physikers und Nobelpreisträgers verwirbelt. Übersetzt wurde der Roman von Bernhard Robben, der den Abend mit Bolton auch moderiert.

Alexander Leopold

Literarisches Colloquium Berlin, Di 12.6., 20 Uhr 6 €, erm. 4 €

Alexander Leopold

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