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Kultur: Rot-Grün unter Druck: In der Krise: Wann über ein Bündnis zwischen Union und SPD nachgedacht wurde - das nur einmal zustande kam

Schon bei der ersten Regierungsbildung 1949 wurde eine große Koalition erwogen. Starke Länderfürsten der Union wollten sich nicht auf das Wagnis einer Regierung mit wackliger Mehrheit einlassen.

Schon bei der ersten Regierungsbildung 1949 wurde eine große Koalition erwogen. Starke Länderfürsten der Union wollten sich nicht auf das Wagnis einer Regierung mit wackliger Mehrheit einlassen. Doch Adenauer und die CSU setzten sich durch: Da Erhards Soziale Marktwirtschaft und Adenauers Kurs der unbedingten Westorientierung mit den Sozialdemokraten nicht zu machen waren, votierten sie für ein bürgerliches Bündnis mit denkbar knapper Mehrheit. Adenauer wurde mit nur einer Stimme über dem Soll gewählt.

1961, nach der im Zeichen der Berlin-Krise verpatzten Bundestagswahl, wuchs der Druck auf Adenauer aus den eigenen Reihen, sehr bald für Erhard das Kanzleramt zu räumen; Die Liberalen waren zudem mit dem Slogan in die Wahl gezogen: Mit der Union, aber ohne Adenauer. Demonstrativ führte der Kanzler daher Gespräche mit der SPD und ihrem Kanzlerkandidaten, Willy Brandt, um zu zeigen, dass er nach dem Verlust der absoluten Mehrheit nicht auf die Liberalen angewiesen sei. Erst als diese sich doch noch auf Adenauer als Kanzler einlassen wollten, war das Thema vom Tisch.

Ein Jahr später, im Gefolge der "Spiegel"-Affäre, geriet das Bündnis mit der FDP in eine ernste Krise. Adenauer wollte sich nicht mehr länger von einem kleinen Koalitionspartner gängeln lassen, der ihm 1962 ärger zusetzte als die große Oppositionskraft SPD. Über viele Wochen führten Emissäre des Kanzlers Geheimgespräche, vor allem mit Herbert Wehner. Nach dem Rücktritt von Verteidigungsminister Strauß und der Neubildung des Bundeskabinetts um die Jahreswende 1962/63 war die Koalitionskrise mit den Liberalen schließlich beigelegt.

Nur einmal, im Dezember 1966, kam ein Regierungsbündnis von Union und SPD zustande. Die FDP hatte im Herbst 1966 ihre Minister zurückgezogen und über einen Streit zum Bundeshaushalt die Koalition aufgekündigt. Eine kurzzeitig leicht schwächelnde Konjunktur hatte im Land das Bewusstsein einer großen Krise aufkommen lassen. Und Kanzler Erhard war zermürbt. Um mit verfassungsändernder Mehrheit Notstandsgesetze für Deutschland und eine Änderung des Wahlrechts, der die FDP zum Opfer fallen sollte, zu verabschieden, bildeten Union und SPD bis zur Bundestagswahl 1969 die Große Koalition. In späteren Krisen, etwa dem deutschen Herbst 1977, kam niemand auf die Idee, diese Konstellation aufleben zu lassen.

psi

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