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Kultur: Rot-Rot in Berlin: "Ich muss mich nicht verstecken"

Herr Flierl, jeder weiß, dass Ihr künftiges Amt zuerst Gysi und Bisky angeboten wurde. Belastet Sie das?

Herr Flierl, jeder weiß, dass Ihr künftiges Amt zuerst Gysi und Bisky angeboten wurde. Belastet Sie das?

Den Vergleich mit den bundesweit bekannten Größen muss ich nicht scheuen. Das belastet mich auch nicht.

Gerhard Schröder hat gesagt, man solle seinen Erfolg an der Zahl der Arbeitslosen messen. Woran soll man Ihren Erfolg messen?

Daran, dass die Substanz in Wissenschaft und Kultur dieser Stadt erhalten bleibt und zukunftsfähig gemacht wird - trotz der miserablen Finanzlage.

Die PDS hat versprochen, dass bei Wissenschaft und Kultur nicht gekürzt wird. Wie begründen Sie den Bruch - jetzt wird in beiden Bereichen doch hart gespart?

Nach der Wahl und während der Koalitionsverhandlungen sind weitere Risiken und Haushaltsbelastungen durch die Bankkrise aufgetaucht. Darauf müssen wir reagieren.

Haben Sie unter diesen Umständen überhaupt noch Gestaltungsspielraum oder müssen Sie nur abwickeln?

Spielwiesen wird es im Kulturbereich nicht geben, aber die Rahmenbedingungen sind neu zu gestalten. Das betrifft bei den Bühnen vor allem die Tarifaufwüchse und das finanzielle Engagement des Bundes in Berlin. Wenn sich da nichts ändert, wenn es nicht gelingt, die Tarifaufwüchse zu begrenzen, werden wir alle vier bis fünf Jahre ein mittleres Theater schließen müssen. Das ist eine klare, harte Ansage. Der Ernst der Lage muss allen deutlich werden. Der Bund muss kulturpolitischer Akteur in Berlin werden, und Berlin muss das auch zulassen.

Soll sich der Senat langfristig also eher mit städtischer, bezirklicher Kultur begnügen, während der Bund das große Rad dreht?

Ich ahne, wohin Ihre Frage zielt.

Sie kommen aus der Bezirkspolitik ...

Berlin ist so groß, mit einem so umfangreichen Angebot, da habe ich keine Sorge. Im Hinblick auf die dringend gebotene Fusion von Berlin und Brandenburg muss man die Aufgaben eines Berliner Kultursenators auf jeden Fall neu bedenken.

Wie wollen Sie die Schließung der Medizin an der Freien Universität durchziehen?

Mit Hilfe der Expertenkommission muss erst eine neue, tragfähige Struktur entwickelt werden, die dann auch in das Gesetzgebungsverfahren eingehen wird. Unter den finanziellen Vorgaben müssen wir die Schließung aber umsetzen. Denn wir brauchen auch in der Medizin leistungsfähige Strukturen und können nicht aus jedem Klinikstandort etwas raussparen.

Es gibt Befürchtungen, dass beim Sparen jetzt der Westen dran ist.

Die Schließung der FU-Medizin ist übrigens eine Idee beider Koalitionspartner und keine Revanche Ost gegen West. Ich habe Verständnis für das Gefühl der Betroffenheit, aber in der Sache ist das falsch. Wir haben im Osten seit der Wende gelernt, dass Veränderungen positiv sind.

Wie werden Sie Ihre Arbeitskraft aufteilen? Steht die Wissenschaft bei Ihnen wieder in der zweiten Reihe?

Um die Wissenschaft will ich mich jetzt in besonderer Weise kümmern - und zwar deswegen, weil ich mehr aus der Kultur komme. Es kommt natürlich auch auf die Berufung der Staatssekretäre an.

Braucht Berlin ein Rosa-Luxemburg-Denkmal - wie von SPD und PDS in ihrer Koalitionsvereinbarung festgeschrieben?

Das ist keine Parteiangelegenheit, sondern ein historisches Erbe. Ost und West haben das bisher nicht geschafft. Es geht um die Bewältigung des 20. Jahrhunderts.

Herr Flierl[dass Ihr künft], jeder weiß[dass Ihr künft]

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