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Kultur: Rot & Grün

Neues Bauen in Berlin: die Verdi-Zentrale

Wer eine Einladung zum Vortrag in einen „Aida-Saal“ erhält, wird dies nicht gleich mit einer Gewerkschaft in Verbindung bringen. Doch die vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft nennt sich eben Verdi, und sie lädt nun in ihre neue Bundes- und Landeszentrale an der Spree ein.

„Spreeport“ heißt das zunächst von Hochtief als Generalunternehmer in Angriff genommene Vorhaben, das die Errichtung eines zweiten Bauabschnitts auf dem westlichen Nachbargrundstück in der Köpenicker Straße vorsieht. 70 Prozentdes ersten Bauabschnitts übernahm schließlich die Verdi-Vermögensgesellschaft. Thomas Weber und Michael Kny, die Architekten des Neubaus, orientierten sich bei ihrem Entwurf am Typus der Berliner Gewerbebauten vom Ende des 19. Jahrhunderts: an den „Mietfabriken“, fünfgeschossigen Ziegelbauten mit Innenhöfen, wie sie in der Kreuzberger Umgebung einst anzutreffen waren.

Prinzipiell gesehen ergeben 800 immergleiche Arbeitsplätze keinen abwechslungsreichen Baukörper. Kny und Weber gaben dem Ziegelbau jedoch genügend Relieftiefe, und sie ließen sich die akzentuierenden Eckbalkone nicht abhandeln, die dem Bau Profil verleihen. Entlang des Engeldamms tritt der östliche Flügel etwas zurück und folgt damit der Stadtplanung Peter Joseph Lennés von 1840, der hier den Eintritt des inzwischen längst zugeschütteten Luisenstädtischen Kanals in die Spree mit einer kleinen Aufweitung gestaltet hatte.

Der Hauptzugang zum Verdi-Gebäude liegt am Paula-Thiele-Ufer. Zwischen den beiden sechsgeschossigen Bürotrakten erhebt sich eine gläserne Eingangshalle mit Spreeblick. Sie ist gleichzeitig Foyer für den Konferenzsaal, der mit seiner roten Verkleidung in schönem Kontrast zum lebhaften grünen Dolomit des Foyerbodens steht. Im Casino zur Rechten gab es für die Architekten Gelegenheit, die Innenausstattung in ihrer Sprache zu gestalten, wobei sie mit zurückhaltenden Formen, einfachen Materialien und viel Holz eine angenehme, wohlgestimmte Atmosphäre schufen.

Sicher steht der Neubau Verdi besser zu Gesicht als der mit Sony, Daimler Benz und Ritz Carlton konkurrierende Kopfbau am Potsdamer Platz. Die Gewerkschaft ließ ihre Immobilie für den Eigenbedarf bauen lassen, doch zuweilen ändern sich die Verhältnisse rasch. Das flexibel organisierte Gebäude kann auch anderweitig vermietet werden. Aber noch erfreut sich der Vorsitzende Frank Bsirske der schönen Aussicht .

„Spreeport“, Köpenicker Straße/

Ecke Engeldamm

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