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Kultur: Rote-Sockel- Kampagne

Braucht Berlin ein Rosa-Luxemburg-Denkmal?

Vor vier Jahren sorgte die rote Rosa noch für einen Eklat. Anfang 1999 hatte ein „Anti-Eiszeit-Komitee“ am Eingang der PDS-Parteizentrale ein überlebensgroßes Rosa-Luxemburg-Denkmal aufgestellt. Thomas Flierl, damals Baustadtrat in Mitte, schimpfte über den „handstreichartigen Coup“. Mittlerweile ist Flierl Kultursenator und das Projekt eines Luxemburg-Denkmals im Koalitionsvertrag von SPD und PDS verankert. Auch der Ort für das Denkmal steht fest: der nach Luxemburg benannte Platz vor der Volksbühne. Um das Terrain zu sondieren, lud die Senatskulturverwaltung jetzt zu einem „Wochenende der kulturellen Annäherung“ in das Castorf-Theater ein.

Flierl hat 21 Künstler aufgefordert, ein „Denkzeichen“ für Luxemburg zu entwerfen. Zwar soll die daran geknüpften Bedingungen erst ein Kolloquium im Juni festlegen, doch schon jetzt ist klar, dass die Teilnehmer es nicht leicht haben werden. Denn die in der Volksbühne diskutierenden Luxemburg- und Kunstexperten waren sich nur darin einig, was sie nicht wollen. Die Publizistin Stefanie Endlich warnte vor dem „überholten Konzept einer Figur auf Sockel“ und wünschte ein Denkmal, das „keine Antworten gibt, sondern Fragen stellt“. Thomas Friedrich vom Museumspädagogischen Dienst bedauerte, dass nirgends in der Stadt der Opfer des Spartakusaufstands gedacht werde. Die „Komplexität der Geschichte hinter der Ikone Rosa Luxemburg hervortreten zu lassen“, forderte auch die Kuratorin Hiltrud Ebert. Und die Künstlerin Renata Stich beklagte, dass vor dem Entwurf für das Denkmal bereits über die „verhübschende“ Platzumgestaltung entschieden worden sei.

Dessen Berechtigung bestritt Ute Meta Bauer, Leiterin der nächsten Berlin-Biennale. Sie plädierte gegen ein „eingefrorenes Denkzeichen für jemanden, der wegen seiner Agilität umgebracht wurde“. So formulierte die Runde vor allem eins: Bedenken. Dem Luxemburg-Denkmal droht das gleiche Schicksal wie dem Holocaust-Mahnmal: Nach endlosen Debatten kommt eine staatstragende Kompromisslösung zustande. Es gibt übrigens bereits ein Luxemburg-Denkmal in Berlin. Die Architekten Ralf Schüler und Ursula Schüler-Witte haben es 1987 auf eigene Kosten am Landwehrkanal installiert. Dort war die Leiche der ermordeten Politikerin gefunden worden.

Oliver Heilwagen

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