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Immer gib ihm. Neil Hagerty und Jennifer Herema.

© promo

Royal Trux im Urban Spree: Krach muss sein

Jenseits von Grunge: Die Kaputniks von Royal Trux sind zurück und spielen im Urban Spree ein heftiges Konzert.

Selbst Axl Rose und Slash hatten sich wieder halbwegs versöhnt, nachdem sie feststellten, dass Guns ’n’ Roses nur mit ihnen beiden zusammen wirklich Guns’n’ Roses sind. Nun haben sich auch Jennifer Herema und Neil Hagerty zusammengerauft, das wildeste Rock-’n’-RollPärchen seit Sid Vicious und Nancy Spungen, um die gemeinsame Band Royal Trux wiederauferstehen zu lassen. Genauer gesagt: Ex-Pärchen. Schon zu Beginn der nuller Jahre trennten sich die beiden. Das war zugleich das vorläufige Ende der wüsten Gitarrenrockband Royal Trux, die von diesen beiden selten selbstzerstörerischen Charakteren zusammengehalten wurde.

Heute, heißt es, sind Heroin und Speed passé, heißt es heute. Die beiden sind clean. Alkohol dagegen scheint noch erlaubt zu sein, zumindest hält sich Sängerin Jennifer Herrema während ihres Auftritts im vollen Club Urban Spree auf dem RAW-Gelände permanent an einem Fläschchen Bier fest.

Natürlich sind die Leute gekommen, um die sagenumwobene Kaputtheit einer Band aus Washington, D.C., zu sehen, bevor diese sich im Zuge ihres Comebacks vielleicht gleich wieder selbst zerlegt. Eine Band, von der die Plattenfirma im Zuge von Grunge in den Neunzigern einen kurzen Moment lang dachte, sie könnte Nirvana beerben, was natürlich nicht mal ansatzweise funktionierte.

Man sieht auch gleich, warum Royal Trux nie wirklich großen Erfolg haben konnten. Sie verweigern sich auch in Berlin jeglicher Struktur in ihren Songs. Der Schlagzeuger haut manisch auf die Felle, der Bassist patscht auf dem Griffbrett herum, Gitarrist Neil Hagerty dengelt und quengelt, und wenn er dann doch mal ein paar eingängige Riffs heraushaut, würgt er den Fluss des Stücks sofort wieder mit einem krachigen Rumgegniedel ab. Und Jennifer Herrema? Was macht die eigentlich die ganze Zeit?

Sie steht da, mitten auf der Bühne, beinahe regungslos, eine Mütze tief ins Gesicht gezogen, und stammelt verzerrte Wortfetzen ins Mikro, die kein Mensch versteht. Das Ganze ist gerade deshalb ziemlich großartig und klingt wie eine gemeinsame Jam-Session der frühen Rolling Stones mit Can und den Grateful Dead. Und man denkt wider besseres Wissen: Irgendwas müssen die doch genommen haben.

Schwach ist nur, dass sie schon nach einem guten Stündchen die Bühne wieder verlassen. Es sei zu stickig hier im Urban Spree, heißt es von der Bühne herab, deswegen sei jetzt einfach Schluss. Auch ohne Zugabe.

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