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Kultur: Rudi Strahl gestorben: Ein irrer Duft

Er war ein Bestseller-Autor in einem Land, in dem es eigentlich keine Bestseller und keinen freien Buchmarkt gab. Rudi Strahl erreichte mit seinen Büchern eine Gesamtauflage von annähernd fünf Millionen Exemplaren.

Er war ein Bestseller-Autor in einem Land, in dem es eigentlich keine Bestseller und keinen freien Buchmarkt gab. Rudi Strahl erreichte mit seinen Büchern eine Gesamtauflage von annähernd fünf Millionen Exemplaren. Er war, rein quantitativ betrachtet, der erfolgreichste Theaterautor und Komödienschreiber der DDR, doch sein Ruhm drang - anders als bei Heiner Müller, Christoph Hein oder Volker Braun - kaum über die Mauer in den Westen.

Zu seinen bekanntesten Stücken gehören "Ein irrer Duft von frischem Heu" (Uraufführung 1975 am Maxim Gorki Theater Berlin, später auch als Oper), "In Sachen Adam und Eva" und "Arno Prinz von Wolkenstein". Nach Strahls Vorlagen entstanden mehr als 40 Kino- und Fernsehfilme. Sie wurden in 26 Sprachen übersetzt. In der Nacht zum Freitag ist Rudi Strahl im Alter von 69 Jahren in Berlin gestorben. Er erlag einem Krebsleiden.

Rudi Strahl war Werkzeugschlosser, Hauptmann der NVA und Redakteur beim "Eulenspiegel", später Mitglied des Präsidiums des DDR-Schriftstellerverbands. Ein komplizierter Fall: Zwar verschönerte er gelegentlich die DDR-Realität, war aber nicht im strengen Sinne linientreu, und er musste auch die Erfahrung von Aufführungsverboten machen, wie bei der Militär-Komödie "Das Blaue vom Himmel", die 1985 an der Berliner Volksbühne abgesetzt und in Osnabrück, im Westen, uraufgeführt wurde. Und dann war er auch fast ein Monopolist: Bis zu 60 Bühnen hatten vor dem Mauerfall Stücke von Strahl gleichzeitig auf dem Spielplan. Strahl, der am 14. September 1931 in Stettin geboren wurde, hatte nach der Wende Erfolg mit dem Fernsehfilm "Ein Kerl wie Samt und Seide", den er für Harald Juhnke schrieb. Als eines der letzten neuen Bühnenstücke wurde in Cottbus der Schwank "Kein Bahnhof für zwei" uraufgeführt. Strahls Texte beschäftigten sich mit den Problemen und Absurditäten des sozialistischen Alltags. Sein Markenzeichen war der boulevardeske, pointensichere Dialog.

Im Herbst 2001 bringt der Eulenspiegel Verlag das Hörbuch "Ein Schlitzohr aus Cotta" heraus. Zuletzt erschienen von Rudi Strahl "Ein seltsamer Heiliger" (1996) und "Endlich im Schlaraffenland" (1997). Strahl erhielt mehrere Auszeichnungen und Theaterpreise, darunter den Lessingpreis und zuletzt den Volkstheaterpreis des Landes Baden-Württemberg.

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