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Kultur: Rückblick: Fieser Stiesel: Murlin Murlo im Theaterhaus Mitte (Theater)

Hoffnung auf ein besseres Leben ist so russisch wie Wodka und Piroggen. Wie hält man dieses lausige Dasein aus?

Von Susanna Nieder

Hoffnung auf ein besseres Leben ist so russisch wie Wodka und Piroggen. Wie hält man dieses lausige Dasein aus? Mischa (Philipp Rafferty) lässt sich voll laufen und prügelt dann die nächst beste Frau. Inna (Rike Eckermann) muss nicht geprügelt werden, sie zerstört sich selbst - mit Wodka. Ihre Schwester Olga (Marianne Sonneck) dagegen hofft. Und hofft. "Murlin Murlo" von Nikolai Koljada spielt in einem Kaff, in dem die Frauen den Weltuntergang herbeisehnen, weil der immer noch besser ist als alles, was sie sich vorstellen können. Der Hausgeist (Tine Pfeil) lauert schon auf Opfer. Doch solange Olga, eine sanfte kleine Schwester des Fürsten Myschkin aus Dostojewskis "Der Idiot", in jedem dunklen Zimmer den lieben Gott sieht, geht das Leben weiter. In diesen Balanceakt platzt Alexej, ein feiner Mann aus der Großstadt (Christoph Theußl). Er kennt den Ausweg! Die russische Literatur, jawohl! Da liegt die Rettung, Mädels! Wunderbarerweise versteht es Regisseur Georg Springer, aus der Trostlosigkeit die Komik herauszulösen. Man könnte sich ausschütten vor Lachen, wenn Christoph Theußl den stieseligen kleinen Alexej auf den Putz hauen lässt. Und wenn die Hoffnung dann doch in die Knie geht und mit ihr Marianne Sonnecks anrührend schutzbedürftige Olga, ist das wie ein Schlag in die Magengrube. Club Real heißt die Theatertruppe, und eine sehenswerte Produktion hat sie auf die Beine gestellt (bis 24. März, Donnerstag bis Sonntag, jeweils 20 Uhr, Karten unter Telefon: 285 89 32). Das liegt nicht zuletzt an Silke Langes melancholischer Akkordeonmusik und dem Bühnenbild von Tanja Klietz, das sich nahtlos in die schrammelig-ostige Umgebung des Theaterhauses Mitte (Koppenplatz 12) einfügt.

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