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Kultur: Rückblick: Klassik

Krieg schleicht sich eher unbemerkt in die Musik ein. Sie muss nicht "Battaglia" heißen.

Krieg schleicht sich eher unbemerkt in die Musik ein. Sie muss nicht "Battaglia" heißen. Ist ein Werk 1943 in Berlin entstanden, kann es auch nicht um munteren Schlachtenlärm gehen. Die Berliner Symphoniker haben in ihrem Nachmittagskonzert am Sonntag in der Philharmonie ein Violinkonzert uraufgeführt, das Friedrich Metzler in diesem Jahr komponiert hat. Dass das Werk des ehemaligen HdK-Professors erst jetzt seine Premiere erlebte, liegt daran, dass Metzlers Auftraggeber für das Konzert, der Breslauer Geiger Franz Schätzer, als Soldat im Krieg umkam, bevor er das Werk spielen konnte. Vor Götz Bernau, dem Konzertmeister der Symphoniker, hat sich kein Geiger an dieses vom Ausdruck her schwierige Werk herangewagt. Die anhaltende Düsternis erschwert die Interpretation. Metzler wählte durchweg konventionelle Gestaltungsmittel. Der erste Satz zerfällt in einen sediert-breittönigen und einen dramatischen Teil. Der heutige Hörer spürt ein gebremstes Verlangen nach größerer Freiheit in der Melodie- und Akkordgestaltung. Metzler lässt die Violine kleinräumige Motive über Oktaven ausführen. Lyrisch anmutende Passagen der Sologeige werden von geschärften Akkorden im Orchester gebrochen. Während das Adagio in trauriger Schwere erstarrt, bringt der Schlusssatz eine Entladung von Energie mit sehr abgeschliffenen Spitzen - belebtes Musizieren konnte und durfte nicht sein im Jahr 1943. Götz Bernau, der Dirigent Ronald Zollman und das Orchester bemühten sich gemeinsam um einen adäquaten Ausdruck dieser verhaltenen Musik, die um die Gunst eines unkonzentrierten Nachmittagspublikums rang. Größere Anerkennung fanden die Symphoniker mit Beethovens 4. Sinfonie, die sie gediegen, aber etwas glanzlos darboten.

Volker Michael

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