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Kultur: Rückblick: Pop: Hingesetzt

Bei dem Namen könnte man an Tanztee denken, an Ballhaus und Damenwahl: Es spielt für Sie das Kurt Wagner Trio. Doch handelt es sich um eine Miniausgabe von Lambchop, dem kleinen Popkammerorchester aus Nashville.

Bei dem Namen könnte man an Tanztee denken, an Ballhaus und Damenwahl: Es spielt für Sie das Kurt Wagner Trio. Doch handelt es sich um eine Miniausgabe von Lambchop, dem kleinen Popkammerorchester aus Nashville. Vor dem Erscheinen des bezaubernden neuen Albums "Is A Woman" bietet Wagner mit zwei weiteren Lambchops ein paar Appetitanreger vor kleinem Publikum. Eine gute Idee, das Foyer vom Luftschloss zu beklappstuhlen. Denn dies ist zweifelsohne Sitzmusik. Der Vorsitzende Kurt Wagner kommt in dezentem Schwarz: Baseballmütze, Brille, Schlotteranzug über weißem Hemd. Setzt sich hinter einen umgedrehten Bierkasten, den er sich nett herrichtet: mit einem Deckchen und der dicken Songmappe. Tony Crow quetscht sich zwischen Wagner und einen kleinen Steinway-Flügel. Spielt ein hübsches Barjazz-Intro. Und auf der anderen Seite verschwindet Gitarrist Mark Nevers hinter allerlei technischem Gerät. Ganz leise strummelt Wagner seine zerschrammte alte Akustikgitarre. Und singt mit wunderbar kräckeliger Stimme, leicht brüchig: "thought I felt a chill". Und sofort wird es einem warm ums Herz. Weiche Melodielinien zu melancholischen Gedanken und Geschichten, die Wagner in der letzten Zeit beschäftigt haben: Selbstmordversuch eines Freundes, Tod, Ehescheidungen, Liebe und Respekt. Kein falsches Glitzerzeug, sondern Ansichten vom Leben, wie es ist. Das hat etwas Tröstliches. Ähnlich wie bei den großen Balladen von Costello und Van Morrison, stehen Stimme und Piano im Mittelpunkt. Dazu zieht Mark Nevers seltsame Klangbilder aus der Gitarre: gläsernes Quietschen, singendes Sägen. Eine exzellente Empfehlung für das Lambchop-Konzert am 23. April in der Passionskirche.

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