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Kultur: Rückblick: Rock

Eine zurückhaltende, scheu inszenierte Musik, die nicht mit dem Hintern wackelt oder die Fäuste ballt. Musik für den zarten weißen Mann, der im Regen durch den Sherwood Forest irrt.

Eine zurückhaltende, scheu inszenierte Musik, die nicht mit dem Hintern wackelt oder die Fäuste ballt. Musik für den zarten weißen Mann, der im Regen durch den Sherwood Forest irrt. Savoy Grand heißt die Band aus Nottingham, deren Sehnsucht durch das ColumbiaFritz schlingert und dabei stark an die epischen Strickmuster der späten "Talk Talk" erinnert, ohne freilich deren Größe zu erreichen. Dafür erweisen sich die vier Briten als echte Bewusstseinserweiterer, die ihre Songs zerdehnen und zerfließen lassen, ständig bemüht ihre Instrumente zum Schweigen zu bringen. Pop als Kunstmusik, die uns mal wieder an Debussy erinnern will. Klingt beinah genial, fast wie eine Scott-Walker-Cassette, die zu lange in der Sonne gelegen hat. Dabei werden die musikalischen Strukturen gar nicht aufgebrochen. Im Gegenteil: Es gilt nicht nur, die Songform zu erhalten, es gilt sogar, sie als Manifest zu erkennen. Das dauert. Denn diese Band kennt keine Eile, dafür alle erdenklichen Slow-Motion-Elemente. Kleine Sounds werden wie mit der Pinzette hingetupft, das jeder dumpfe Schlag an Bedeutung gewinnt, akustische Töne von Vibraphon und Stopftrompete, nur sparsam elektrisches Equipment. Dazu die kühne Stimme vom nett-verzweifelten Graham Langley. Bis alles auf den Wolf-im-Schafspelz-Trick hinausläuft, wenn sie mitten in der Andacht ein kleines "Wir-können-auch-anders"-Klanggewitter lostreten.

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