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Kultur: Rückgrat im Dritten Reich

KUNSTBUCH

„Auf die Verbreitung der Liebe für die Kunst kommt es an“ – diesem Anspruch Max Liebermanns versuchte der Berliner Kunstbuchverleger Fritz Heyder (1882- 1941) ein Leben lang gerecht zu werden. Der Kalender „Kunst und Leben“, das Herzstück des Heyder-Verlags, brachte seit 1909 zeitgenössische Kunst in viele Berliner Wohnzimmer. Den 2. Weltkrieg überleben der Verlag und sein (verarmter) Verleger jedoch nicht: 1943 erscheint der letzte Kalender. Nun erinnert die Ausstellung Kunst und Leben (bis 2. Februar 2003, Katalog (240 Seiten, 20 €) in der Zehlendorfer Galerie Mutter Fourage an das Lebenswerk Fritz Heyders. Im Nachlass finden sich neben zahlreichen Federzeichnungen und Holzschnitten Liebermanns auch Werke von Kollwitz, Slevogt, Zille und Grosz. Darüber hinaus waren literarische und kunstkritische Beiträge von Autoren wie Hesse, Benn oder Heinrich Mann fester Bestandteil des Kalenders. Auch zahlreiche Briefe aus Heyders Korrespondenz mit Literaten und Künstlern sind in der Galerie zu sehen, ebenso wie liebevoll illustrierte Werke berühmter deutscher Autoren. Für die Ausgabe von Kleists „Erdbeben in Chili“, mit Illustrationen von Alois Kolb, erhielt Heyder sogar eine Goldmedaille auf der Pariser Weltausstellung von 1937. In diesen Jahren gelingt Heyder immer wieder die schmale Gratwanderung zwischen Opportunismus und Wagemut unter den misstrauischen Augen der NSdAP- Zensur. So findet sich im Kalender von 1935 zwar ein Hitlerportrait, aber auch der Geburtstag des „entarteten“ Künstlers Max Liebermann ist eingetragen.

Tilla Fuchs

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