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Kultur: Rückschau: Bierballett: The Dickies im Razzle Dazzle (Punk)

Klar, man hätte auch zu Sting in die Waldbühne oder zum Gesprächskonzert vom Coco-Schumann-Quartett mit Hendrik M. Broder gehen können.

Klar, man hätte auch zu Sting in die Waldbühne oder zum Gesprächskonzert vom Coco-Schumann-Quartett mit Hendrik M. Broder gehen können. Der alten Zeiten wegen sind wir stattdessen ins Razzle Dazzle gepilgert, um uns an spritzige Pogo-Partys mit fliegender Bierbecher-Choreographie, kollektivem Eieraufschlagen und Nasenblutungen zu erinnern. Zusammen mit einem Haufen anderer narbengesichtiger Alt-Fans, die gekommen sind, um dem verbliebenen Rest einer US-Punk-Legende zu huldigen, die seit 25 Jahren um den Titel der witzigsten Band aller Zeiten streitet: The Dickies aus Los Angeles. Ein Bündel irrer Spaßvögel auf Juckpulver, die mit ihrer kalifornischen Frohnatur der Punkbewegung 1977 jede Menge Spaß bescherten. Von der Stammformation übrig geblieben sind Gitarrist Stan Lee sowie Sänger Leonard Graves Phillips, für die der alte Grundsatz gilt: Es gibt keinen Dickie, der ohne Speed auskommt. Ihre Spezialität: die gnadenlose Verwurstung von Instant-Klassikern der Rockgeschichte, die sie mit ungeheurer Wucht beschleunigen. Und es funktioniert noch immer, wenn sie "Nights in White Satin" von den Moody Blues auf das Energielevel von Hardcore-Punk bringen oder inspiriert "Paranoid" von Black Sabbath covern, wobei dem Gitarristen bei dessen Solo Teufelshörner aufgesetzt werden. Hier darf alles vorkommen und auch der Gebrauch einer Gummi-Sexpuppe ist ausnahmsweise gestattet: Irgendwie dient das hier der Menschenwürde. So wird gewankt, geschwitzt, gefleddert, bis sich Band und Publikum ebenso taub wie glücklich bei einem Bier erholen dürfen. Frei der Nebenwirkungen vergangener Tage: kein Nasenbluten und auch untenrum bleibt alles Okay.

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