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Kultur: Ruhestand? Nie!

Er hätte ja auch mit Karl Moik nach Dubai fliegen können. Mit so einem kleinen Playback von "Edelweiß" im Gepäck.

Er hätte ja auch mit Karl Moik nach Dubai fliegen können. Mit so einem kleinen Playback von "Edelweiß" im Gepäck. Max Greger schaut einen Moment auf seine Lackschuhe - dann grantelt er los: "Aber was haben uns die in Dubai denn getan!" Der vollbesetzte Friedrichstadtpalast jubelt dem Saxofonisten und Bandleader zu, der es übernommen hat, einen Abend von herrlich knarzigem Charme zu moderieren. "Swing Legenden" aus einer Zeit, da Unterhaltungsmusik noch live in Radio und Fernsehen den Ton angab, stehen erstmals gemeinsam auf der Bühne: Hugo Strasser (79), Paul Kuhn (73), Greger Senior (75) - und, als besondere Reverenz an den Showtempel des Ostens, Günther Gollasch (80), der einst das erste Schlagerfestival der sozialistischen Länder musikalisch begleitete. "Da muss erst ein Anruf aus Stuttgart kommen, damit ich hiermal wieder spielen darf." Die Schultern des Klarinettisten fallen kurz herunter. Doch als seine Arrangements durch die Reihen der lässig-virtuosen SWR-Big-Band wandern, ist Gollasch nicht mehr zu halten: Die Lockerheit derer, die keinen Ruhestand kennen, steckt an. Manchmal soll auch Hazy Osterwald mit den "Legenden" auf Tournee gehen, um seine letzte Scheidung zu finanzieren. Und wirkte Strasser zu Omas Zeiten nicht viel verkniffener? Jetzt gleitet der Ex-Liebling deutscher Tanzlehrer mit seiner Klarinette durch Benny Goodmans samtweichen Sound, während Kuhns Stimme mit minimalem Aufwand durch "Night and Day" dringt: Der goldene Schnitt durch ein Genre, das einmal von Programmdirektoren und Kulturpolitikern geliebt wurde. Heute tobt nur noch das Publikum, drei Stunden lang, aus vollem Herzen.

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